UK: Was taugt das geplante Handyverbot an Schulen?
Schülerinnen und Schüler in England müssen ihre Mobiltelefone künftig zu Hause lassen: Die konservative Regierung hat ein flächendeckendes Verbot für Handys an Schulen angekündigt. Es soll Ablenkungen, Störungen und Mobbing im Schulalltag verhindern. Geteiltes Echo in der Presse.
Weniger Ablenkung ist besser
Handy-Verbote in Schulen haben sich in vielen Ländern bewährt, begrüßt The Sun die Ankündigung:
„Smartphones belasten das Leben von Kindern schwer, und sie aus den Schulen zu verbannen, ist ein guter erster Schritt. Wir wissen, dass ihre Verwendung nachweislich die Konzentration beeinträchtigt. Eine Unesco-Bildungsstudie ergab, dass ein Kind, wenn es durch eine Benachrichtigung auf seinem Telefon gestört wird, bis zu 20 Minuten braucht, um sich wieder auf das zu konzentrieren, was es zuvor getan hat. ... Andere Studien aus Ländern, in denen Mobiltelefone in Schulen verboten oder eingeschränkt sind - darunter Malaysia, Singapur, Frankreich und Teile Spaniens -, zeigen, dass sich die schulischen Leistungen dort verbessert haben.“
Herausragende Leistungen brauchen analoges Denken
Auch Zeit Online applaudiert:
„Die Schule sollte ... immer auch ein geschützter Raum sein, der dem ganzen Wahnsinn da draußen etwas entgegenzusetzen hat. Ein Ort, der Kinder ausrüsten soll für das, was später kommt. Und den von klein auf digital sozialisierten Kindern und Jugendlichen von heute zeigt, wie sich das anfühlt, auch mal analog zu leben und zu denken. ... Apropos: Wie viele der Nobelpreisträger, die dieser Tage verkündet werden, haben wohl ihre Grundlagenforschungen, ihre bahnbrechenden Vorstöße in neue Denkmuster und Analysen, bewältigt, während sie alle 30 Sekunden von einer E-Mail oder einem Check ihrer Insta-Timeline unterbrochen wurden?“
Konservative Effekthascherei
Die Schulen des Landes haben viel größere Probleme als Handys, kritisiert The Guardian:
„Wie sich Smartphones auf die Konzentrationsfähigkeit auswirken, wie sie von echten zwischenmenschlichen Interaktionen ablenken und Mobbing ermöglichen, all das sollte ernst genommen werden. ... Doch jene, die in Schulen arbeiten, sehen dringlichere Probleme, konkret die Auswirkungen der Pandemie auf die soziale Kompetenz von Kindern und die Notwendigkeit wirksamer Verhaltensrichtlinien. Dass Bildungsministerin Gillian Keegan dies nicht stärker thematisiert, ist nicht nur ein Armutszeugnis für ihre bisherige kurze Amtszeit, sondern auch für die Schulpolitik der Konservativen in England im Allgemeinen.“