Geiselfreilassungen: Welche Rolle spielt Katar?
Bei ihrem Terrorangriff auf Israel hatte die radikal-islamische Hamas über 200 Geiseln genommen. Rund zwei Wochen nach der Entführung wurden nun zunächst zwei US-Amerikanerinnen - Mutter und Tochter - und dann zwei israelische Seniorinnen freigelassen. Bei den Vermittlungsgesprächen sind anscheinend Ägypten und Katar involviert. Insbesondere die ungewöhnliche Rolle von Katar beschäftigt Europas Presse.
Kontakte zu allen Seiten
Katar hat seinen Ruf als internationaler Vermittler gestärkt, beobachtet republica.ro:
„Der Fakt, dass der kleine Golfstaat sowohl eine wichtige US-Militärbasis als auch eine Reihe von Hamas-Terroristen beherbergt, zeigt, dass Katar weiß, wie man an mehreren Fronten arbeitet: Es unterstützt islamistische Gruppen in der Region, hat manchmal schwierige Beziehungen zu seinen Nachbarn, arbeitet aber gleichzeitig eng mit dem Westen zusammen. … Dennoch könnten die USA und andere Länder, insbesondere angesichts der Hamas-Angriffe auf Israel, jetzt stärker Druck auf Katar ausüben werden, dass das Land eine härtere Gangart gegenüber einigen Gruppen an den Tag legt, die es beherbergt.“
Mikrokosmos voller Widersprüche
La Repubblica beobachtet:
„Katar ist eine winzige absolute Monarchie mit nur 300.000 Bürgern, die fast alle mit der königlichen Familie verwandt sind. Das Land verfügt über das drittgrößte Gasfeld und das vierthöchste Pro-Kopf-Einkommen der Welt. Ein Mikrokosmos voller Widersprüche: Katar beherbergt den größten amerikanischen Marinestützpunkt im Nahen Osten und das politische Büro der Hamas, organisierte die letzte Fußball-WM und gibt jährlich 30 Millionen Euro für die Hamas aus. Um sich in den Augen des Westens zu rehabilitieren, ist die katarische Regierung nun der Vermittler bei den Verhandlungen über die Freilassung der von der Hamas festgehaltenen Geiseln.“