Tschechien: Ex-Außenminister Schwarzenberg tot
Im Alter von 85 Jahren ist am Wochenende der frühere tschechische Außenminister Karel Schwarzenberg gestorben. Er war einer der bekanntesten Politiker Tschechiens und entstammte einem großen Adelsgeschlecht. Jahrzehntelang lebte er im Exil in Österreich, kehrte jedoch nach der Revolution von 1989 nach Prag zurück. Kommentatoren würdigen sein Lebenswerk.
Er diente mit Begeisterung
Erik Tabery, Chefredakteur von Respekt, zieht folgende Bilanz:
„Die Liste seiner Positionen ist beeindruckend – Präsidialamtsleiter, Senator, Parlamentsabgeordneter, Außenminister –, sie kann aber dennoch nicht genau beschreiben, was Karel Schwarzenberg für die tschechische Gesellschaft war. Er unterstützte tschechische Dissidenten vor 1989, finanzierte eine Reihe zivilgesellschaftlicher Aktivitäten, erledigte aber auch so 'kleine Dinge' wie den Kauf von Anzügen für einige Mitglieder einer tschechischen Delegation bei der britischen Königin im Jahr 1990. ... Schaut man sich Fotos an, auf denen er neben Václav Havel steht, lacht er oft herzhaft. Und genau diese Energie brauchte die postrevolutionäre Tschechoslowakei. Er kam, um seinem alten Land zu dienen, und er tat es mit Begeisterung.“
Ein Unersetzlicher geht
Alexandr Vondra, EU-Abgeordneter und langjähriger Wegbegleiter, sieht in Schwarzenberg in Lidové noviny den letzten europäischen Kavalier:
„Oft ist es nur eine bedeutungslose Phrase - aber Karel Schwarzenberg war wirklich ein Europäer. Gleichzeitig blieb er ein wahrer tschechischer Patriot. Er liebte sein Heimatland und diente der Nation, wie ihm das seine aristokratische Erziehung auferlegt hatte. Schließlich gehören unsere Güter nicht 'uns', wir verwalten sie nur und müssen sie in einem besseren Zustand an unsere Nachfolger weitergeben. Der letzte Kavalier reiste mit Karel Schwarzenberg ab. Ein Engländer würde 'Gentleman' sagen, aber 'Cavalier', dieses längst vergessene Wort, ist meiner Meinung nach passender. Ich sehe niemanden, der ihn ersetzen kann.“