Doch noch Klima-Einigung in Dubai: Was taugt sie?
Ein Tag Verlängerung war nötig, dann stand die gemeinsame Abschlusserklärung der 28. Weltklimakonferenz. Sie ruft zu einer "Abkehr" von fossilen Brennstoffen auf, aber nicht explizit zu einem "Ausstieg", wie es über 100 Staaten gefordert hatten. Die Produktion aus Erneuerbaren soll bis 2030 verdreifacht, die Energieeffizienz verdoppelt werden. Die medialen Bewertungen dieses Kompromisses könnten kaum weiter auseinandergehen.
Zusammenarbeit ist also möglich
Das Ergebnis der Klimakonferenz stimmt Trouw optimistisch:
„Dass die sonst geopolitisch so zersplitterte Welt in Dubai zu einer Einigung kommen konnte, gibt Anlass zu vorsichtigem Optimismus, was die internationale Zusammenarbeit bei diesem Thema betrifft. Denn Zusammenarbeit und Solidarität werden notwendig sein, um der Erderwärmung zu begegnen. Das gilt international, wo reiche und arme Länder zusammen arbeiten müssen, aber genauso gut zu Hause, wo wir gut über die ehrliche Verteilung der Kosten und der Erträge der Wende zur einer nachhaltigen Wirtschaft nachdenken müssen. Das gelingt nur, wenn so viele Menschen und Länder wie möglich mit an Bord sind.“
Konsensfördernde Mehrdeutigkeit
Cop-Präsident Al-Dschaber hat Verhandlungsgeschick bewiesen, beobachtet Libération:
„Er wird nicht umsonst als herausragender Diplomat bezeichnet. Sein Ziel war es, die Zustimmung der beiden größten Kohlenwasserstoffproduzenten, also der USA und Saudi-Arabiens, sowie der europäischen Länder zu erhalten, die den Ausstieg aus den fossilen Energien anstreben. Dies gelang ihm, indem er es sorgfältig versäumte, genaue und verbindliche Modalitäten für den Ausstieg aus Öl und Gas zu nennen. So endet die Cop28 mit einem Kompromiss, der gleichzeitig historisch und mehrdeutig genug ist, damit sich jeder darin wiederfinden kann. ... Doch die ganze Arbeit muss erst noch getan werden, es ist noch kein richtiger Sieg für die Umwelt, nur ein guter Anfang.“
Ein kleines Wunder
Für den Tagesspiegel stellt die Einigung einen klimapolitischen Wendepunkt dar:
„Selbst Petrostaaten wie Saudi-Arabien, Russland und Iran mussten auf Druck der restlichen Länder ihre Blockadehaltung aufgeben und zustimmen. Ist das nicht ein kleines Wunder? Schließlich hängt das Überleben dieser repressiven Regime auch von den sprudelnden Einnahmen aus dem fossilen Geschäftsmodell ab. Argumentativ scheint die Schlacht damit auch auf der Weltbühne geschlagen. Es geht nur noch um Fristen, Mengen, Umsetzungsfragen. Gab und gibt es irgendein anderes Thema, zu dem ein globaler Konsens mit derartiger Tragweite herbeigeführt wurde? Wohl kaum.“
Magere Ergebnisse
Expressen ist wenig beeindruckt:
„Sicher, die Formulierungen in dem Dokument, auf das sich die Länder schließlich einigen konnten, sind deutlicher geworden; man hat Schritte in die richtige Richtung unternommen, und natürlich muss man Kompromisse eingehen. ... Aber wenn man Würdigungen liest, wonach das Treffen 'historisch' gewesen sei, weil im Abkommen erstmals nicht nur Kohle, sondern allgemein fossile Brennstoffe genannt werden, dann scheint es doch, als wären die Länder über eine Latte gesprungen, die auf dem Boden lag. Und dass die Öl-Nation Saudi-Arabien offenbar zufriedener ist als die kleinen Inselnationen, die am härtesten vom steigenden Meeresspiegel betroffen sind, macht das Applaudieren ebenfalls schwerer.“
Gewichtiger ist der Ausbau der Erneuerbaren
Vor zu viel Optimismus warnt Hospodářské noviny:
„Trotz aller Dringlichkeit der Proteste und wissenschaftlichen Erkenntnisse stehen wir immer noch am Anfang eines tiefgreifenden Wandels. Oder wir nähern uns gerade diesem Anfang. Die größte 'Revolution' der diesjährigen Cop ist nach Ansicht einiger Beobachter nicht der Absatz über den schrittweisen Verzicht auf fossile Brennstoffe. Vielmehr handelt es sich um Artikel 28, Absatz a), in dem es um die weltweite Verdreifachung der Produktionskapazität erneuerbarer Energien und die Verdoppelung der Energieeffizienz bis 2030 geht. Dies würde tatsächlich eine Revolution in der Stromproduktion bedeuten. Wenn die Staaten und vor allem die Industrie mitmachen.“