Sowjetdenkmal in Sofia ist Geschichte

In Bulgarien wird seit vergangener Woche das größte Sowjetdenkmal im Zentrum von Sofia abgebaut, offiziell, weil sich Risse gebildet haben. Das Monument mit seinen Soldatenstatuen hatte jahrzehntelang für Kontroversen gesorgt und soll nun in ein Museum gebracht werden. Russland verurteilte den Abbau als barbarisch - ganz anders ist der Tenor in Bulgariens Presse.

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Trud (BG) /

Gründliche Debatte über eigene Symbole führen

Das Sowjetdenkmal braucht einen würdigen Nachfolger, appelliert Kolumnist Kristian Schkwarek in Trud:

„Lassen Sie uns diesen Moment nutzen, um ein Denkmal für eines der wenigen Symbole zu errichten, die uns als Volk noch verbinden. ... Ich weiß nicht genau, was es sein soll, aber ich weiß, dass wir zunehmend verzweifelt nach gemeinsamen Symbolen und Ideen suchen, wie ein Ertrinkender nach einem Strohhalm. Denn eine uneinige Nation ist garantiert dazu verdammt, von außen unterworfen zu werden, das ist eine erwiesene historische Regelmäßigkeit. Ich plädiere dafür, dass wir, sobald sich die Gemüter beruhigt haben, eine gründliche und aufrichtige öffentliche Diskussion darüber führen, was uns als Volk noch unzweifelhaft eint.“

Club Z (BG) /

Kommunistisch verdorbener Antifaschismus

Dieser historische Moment sollte für eine echte öffentliche Debatte über Faschismus und Antifaschismus in Bulgarien genutzt werden, fordert Club Z:

„Das Hauptproblem besteht darin, dass der Faschismus, eine wirklich widerliche und gefährliche totalitäre Doktrin, durch das Prisma des Kommunismus, einer anderen widerlichen und für Demokratie und Freiheit gefährlichen Doktrin, interpretiert wurde. Das ist das Problem mit dem Sowjetdenkmal - es mag ein Element der Verherrlichung des Sieges über den Faschismus enthalten, aber es verherrlicht auch die Rote Armee als Hauptinstrument der Unterdrückungs- und Eroberungspolitik des Stalin-Regimes. Dieses Denkmal kann auf keinen Fall 'bereinigt' und nur als antifaschistisch interpretiert werden.“

Webcafé (BG) /

Unterdrückung verdient kein Ehrenmal

Das Denkmal stand für eine Periode der Geschichte, auf die Bulgarien definitiv nicht stolz sein kann, schreibt news.bg:

„Es war eine Zeit, in der unsere Staatlichkeit auf ein bloßes Anhängsel innerhalb der sowjetischen Einflusssphäre reduziert war. Eine Zeit, in der Menschenrechte und persönliche Individualität Fremdwörter waren, die freie Initiative ein Überbleibsel aus der bürgerlichen Vergangenheit und die Ökonomie der Knappheit für alle mit Ausnahme der privilegierten Parteifunktionäre Alltag und Standard waren. ... Der Kommunismus ist nicht auf dem schnellsten Weg und auch nicht freiwillig aus Bulgarien verschwunden, aber das heutige Bulgarien ist anders.“