Soll Tschechien wirklich den Euro einführen?
Tschechiens Präsident Petr Pavel hat in seiner Neujahrsrede konkrete Schritte zur Einführung des Euro in seinem Land verlangt. Tschechien hatte sich mit dem Beitritt zur EU 2004 zum Euro bekannt, doch laut einer aktuellen Umfrage lehnen 63 Prozent der Bevölkerung die Gemeinschaftswährung ab. Das Für und Wider spiegelt sich auch in der Landespresse.
Keine Alternative
Für Seznam Zprávy sprechen keine wirtschaftlichen Gründe gegen den Euro:
„Nach der Einführung der Gemeinschaftswährung müssten Familien nicht bei jeder Reise ins Ausland Geld wechseln und dafür Gebühren zahlen. Kleinere und mittlere Unternehmen hätten leichteren Zugang zu Krediten in Euro, die längst zu deutlich günstigeren Zinsen angeboten werden als Kredite in tschechischen Kronen. Die Versprechen einer wundersamen Stärkung der Krone erwiesen sich als Illusion, denn der Euro schwankt seit fünfzehn Jahren zwischen 24 und 28 Kronen. ... Generell ist der Beitritt zur Eurozone sicherlich nicht die einzige Option für die weitere Entwicklung Tschechiens. Im Moment haben die Tschechen aber nirgendwo eine Alternative.“
Nicht mehr der Gleiche
Reflex hält die aus dem Jahr 2004 stammende Verpflichtung Tschechiens zur Einführung des Euro für obsolet:
„2004 durfte beispielsweise die Staatsverschuldung der Mitgliedsländer 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts nicht überschreiten, was mittlerweile von praktisch allen wichtigen Mitgliedern der Eurozone getan wird. ... Gleichzeitig war es den Regierungen strikt verboten, untereinander Kredite aufzunehmen, um Haushaltsprobleme zu lösen. Dies fiel mit der griechischen Schuldenkrise und ist nun durch die EZB faktisch zur Betriebsnorm geworden. Die Schulden der südlichen Länder werden dauerhaft durch die gemeinsame Geldpolitik subventioniert.“