Polen: Hat die PiS eine neue mediale Machtbasis?
Der Streit in Polen um politische Methoden und die Neuausrichtung von Medien dauert an, nachdem die Regierung im Dezember die Führungsriege des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ausgetauscht hat. Zahlreiche Mitarbeiter und Zuschauer des ehemals PiS-treuen Senders TVP sind zum bisherigen Nischensender Telewizja Republika abgewandert. Dieser Aspekt der Transformation nach dem Regierungswechsel wird in den Medien lebhaft diskutiert.
Alter Wein in neuen Schläuchen
Gazeta Wyborcza vergleicht Telewizja Republika mit der bisherigen Ausrichtung von TVP:
„Nachdem der Kulturminister die Leitungen der öffentlich-rechtlichen Medienanstalten, darunter auch TVP, entlassen hatte, übernahm der Sender dessen 'Stars' und Programme. ... Auch die Botschaft ist identisch: Verrat, Verlust von Souveränität und Unabhängigkeit, Bedrohung durch die EU, insbesondere Berlin und Brüssel. Früher war Tusk in der Opposition der Feind Nr. 1, heute ist es Tusk in der Regierung. Die Argumentation ist die gleiche geblieben.“
Polnische Fox News wird es wohl nicht geben
Rzeczpospolita kommentiert die Perspektive von Telewizja Republika und die Medienschelte führender PiS-Politiker:
„Telewizja Republika wird sein Publikum vergrößern, aber es bleibt auf die PiS-Stammwählerschaft beschränkt und auf diejenigen, die den Sender empfangen können. ... Er wird auch nicht allen, die bei TVP und den PiS-nahen Medien entlassen wurden, Arbeit geben können. ... Indem sie sich mit den Medien streitet, begeht die PiS einen strategischen Fehler und [Senderchef] Sakiewicz vergeudet das Potenzial von Telewizja Republika, das für die PiS das hätte sein können, was Fox News für die Republikaner und Donald Trump in den USA ist.“
Mythos vom passiven Zuschauer entzaubert
Es zeigt sich, dass es bei den Zuschauern einen Bedarf nach national-konservativen Fernsehsendern gibt, schreibt das PiS-nahe Onlineportal wPolityce.pl, während das neue Programm von TVP kaum Interesse wecke:
„Die Einschaltquoten sind miserabel und werden auch weiterhin miserabel bleiben. Der Mythos vom passiven, uninformierten TVP-Zuschauer, der mangels Alternativen die öffentlich-rechtlichen Medien konsumiert, wurde mit einem Paukenschlag begraben. ... Die Linken und die Liberalen haben an ihre eigene Propaganda geglaubt. Der gewaltsame Schlag gegen TVP war ein Akt der politischen und rechtlichen Barbarei. Es war auch der Moment, in dem die Rechtsstaatlichkeit in Polen praktisch abgeschafft wurde.“