Schule und Jugendgewalt: Macron kündigt Reformen an
Frankreichs Präsident Macron hat am Dienstag Maßnahmen zu den Themen Schule und Jugendkrawalle angekündigt: Mehr Staatskundeunterricht, Theater als Pflichtfach, ein obligatorischer "Dienst an der Nation" für Jugendliche und (zunächst versuchsweise) Schuluniformen gehören dazu. Kommentatoren halten wenig von diesem Paket, manche irritiert zudem der Slogan "Damit Frankreich Frankreich bleibt", der einst von der extremen Rechten benutzt wurde.
Wie ein staubiger Nationalist
Der Tages-Anzeiger sieht die Ursache für Macrons nationalistische Rhetorik in der Radikalisierung der französischen Wähler:
„Es ist schon erstaunlich, wie sehr sich die politische Sprache von Emmanuel Macron nach fast sieben Jahren an der Macht verändert hat – nicht schleichend, sondern ziemlich schlagartig. Bei seiner grossen Pressekonferenz auf allen Sendern hörte sich der einst so erfrischend moderne und disruptiv junge französische Präsident plötzlich wie ein staubiger Nationalist an. ... Er redet so, weil die Umfragen nahelegen, dass ... viele Franzosen in diesen Zeiten der verrückenden Gewissheiten, der Kriege und Kaufkraftkrisen ... bereit sind, die extreme Rechte zu wählen.“
Doch ein Linksliberaler
Neuen Unruhen wird man durch diese Maßnahmen nicht vorbeugen können, warnt die Frankfurter Allgemeine Zeitung:
„Macrons Paket ist letztlich ein Eingeständnis, dass Frankreich die Kontrolle über Teile seiner Gesellschaften verloren hat. Wenn Macron sagt, das habe nichts mit der Einwanderung zu tun, dann ist er doch wieder ein Linksliberaler. Natürlich sollte der Staat seine (heranwachsenden) Einwohner in seinem Sinne bilden und formen. Auch Deutschland versucht das mit Integrationsklassen und -kursen. Aber zur Realität der Migration im 21. Jahrhundert gehört, dass viele Einwanderer und ihre Nachfahren stark von ihren Herkunftsländern beeinflusst bleiben. Dass dagegen Schuluniformen und Theater helfen, ist zweifelhaft.“
Er begreift den Ernst der Lage nicht
Mit deutlich rassistischem Unterton fordert Causeur weiter reichende Reformen:
„Wenn Macron sich mit der Schule befasst und kleine symbolische Maßnahmen einführen will wie die testweise Einführung von Schuluniformen oder die Erhöhung der Unterrichtsstunden zur politischen Bildung, weigert er sich offenbar zu verstehen, dass die Krise viel umfassender ist, dass sie eine echte Revolution und keine Anpassungen erfordert, die nur Pflaster auf einem Holzbein sind. Seine Interpretation der Unruhen des letzten Sommers, die er der 'Langeweile' der Teilnehmer zuschreibt, zeugt ebenfalls von diesem Mangel an Scharfsicht hinsichtlich des tiefgreifenden und fast unumkehrbaren Verfalls des anthropologischen Materials Frankreichs.“