Steinmeier auf Staatsbesuch in der Türkei
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist als erster hoher deutscher Repräsentant nach Erdoğans Niederlage bei den Kommunalwahlen in die Türkei gereist. Anlass ist das 100-jährige Jubiläum diplomatischer Beziehungen zwischen der Türkischen Republik und Berlin. Der Umstand, dass Steinmeier zuerst die oppositionell geführte Metropole Istanbul besuchte und erst danach zu Präsident Erdoğan reiste, beschäftigt Kommentatoren.
Deutschlands Döner-Diplomatie
Dieser Besuch steckt voller Symbole und Andeutungen, schreibt T24:
„Steinmeier reist mit 60 Kilo Döner von Arif Keleş [Berliner Gastwirt] in die Türkei, die auf der Speisekarte des Empfangs stehen, der heute Abend am Bosporus organisiert wird. ... Ein separates Treffen mit İmamoğlu ist geplant. Die deutschen Medien berichten über diese Nachricht wie folgt: 'Sein Treffen mit dem populärsten Oppositionspolitiker der Türkei, dem wahrscheinlichen nächsten Präsidenten, Ekrem İmamoğlu...' Es ist eine 'offizielle Reise', aber Steinmeiers Treffen mit Tayyip Erdoğan findet erst am letzten Tag der Reise statt. Deutsche Medien schreiben: 'Steinmeier, der trotz tiefer politischer Differenzen mit Erdoğan die deutsch-türkische Freundschaft betonen will, begibt sich auf eine offizielle Reise mit viel Symbolik.'“
Erdoğan ist nicht mehr erste Wahl
Das Treffen mit Oppositionspolitikern ist für die taz ein starkes Zeichen:
„Der überzeugende Sieg İmamoğlus in der größten Metropole des Landes war gleichzeitig das Sinnbild der Niederlage des Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Es ist kein Zufall, dass sich Steinmeier zum Auftakt seines dreitägigen Besuches nicht in Ankara mit Erdoğan trifft, sondern in Istanbul mit dessen größten Konkurrenten. Man kann es als eine erste Witterungsaufnahme lesen. Für die Opposition in der Türkei ist das wichtig: Deutschland und Europa halten eine andere Türkei offenbar für möglich.“