Inhaftierte in Russland verschwunden
Anwälte und Angehörige mehrerer bekannter politischer Häftlinge in Russland haben in den vergangenen Tagen die Mitteilung erhalten, die Häftlinge seien nicht mehr in den bisherigen Strafanstalten. Der neue Aufenthaltsort ist unbekannt. Betroffen sind etwa der 18-jährige Deutsche Kevin Lick, die Künstlerin Sascha Skotschilenko, der Menschenrechtler Oleg Orlow sowie die Politiker Ilja Jaschin und Wladimir Kara-Mursa.
Wie in Belarus
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung sieht ein Alarmsignal:
„Der Repressionsapparat des Kremls macht den nächsten Schritt in Richtung vollständiger Isolation seiner Gegner. Er folgt damit dem Vorbild aus Belarus: Dort ist bei einigen politischen Häftlingen seit mehr als einem Jahr nicht mehr bekannt, wo sie sich befinden und ob sie überhaupt noch am Leben sind. Das Ausbleiben von Nachrichten über die Gefangenen der Diktatoren von Moskau und Minsk darf aber nicht dazu führen, dass sie im freien Teil Europas vergessen werden.“
Hoffnung auf einen Austausch mit dem Westen
Menschenrechtlerin Aljona Popowa ist in einem von Echo übernommenen Telegram-Post beunruhigt, aber hoffnungsvoll:
„'Vermisst' ist ein bekanntes Phänomen im russischen Strafvollzug. ... Aber [so viele] Personen gleichzeitig und alle als hochkarätig politische Fälle bekannt? Das hat es noch nie gegeben. Man schreibt über die Möglichkeit eines Austauschs, was naheliegt. Nach der Verurteilung von Schenja Berkowitsch und Sweta Petrijtschuk hatte sich [Friedensnobelpreisträger] Dmitri Muratow an die westlichen Staatschefs mit der Bitte gewandt, russische politische Gefangene und Kriegsgegner auszutauschen. Das ist der richtige Weg. Ich möchte von ganzem Herzen glauben, dass diese Gerüchte wahr sind und diese Leute frei sein werden. Wir alle wissen, dass eine russische Strafkolonie die Hölle ist.“