Viele Tote bei Luftangriff in Gaza-Stadt

Israelische Raketen haben eine Schule in Gaza-Stadt getroffen, auf deren Gelände eine Flüchtlingsunterkunft samt eines als Moschee genutzten Gebetsraums eingerichtet war. Palästinensische Quellen beklagen den Tod von über 100 Zivilisten. Das israelische Militär spricht von einem präzisen Angriff auf eine Hamas-Kommandozentrale. Europas Presse ringt um die richtigen Worte.

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Süddeutsche Zeitung (DE) /

Ein Massaker bleibt ein Massaker

Die Süddeutsche Zeitung reflektiert:

„Wo ein Sprengkopf mit größter Wucht explodiert und messerscharfe glühende Splitter Dutzende Meter weit umherfliegen, gibt es keine Präzision. Es gibt nur Tote und Verletzte. Weshalb bei Präzisionsangriffen meist auch Unbeteiligte sterben. ... Das kann man als Militär vielleicht in Kauf nehmen, doch drei Raketen in einen vollen Gebetsraum zu schießen, erfordert ein klares Kalkül der Verantwortlichen. Wenn das Ziel so wertvoll ist, mögen die Offiziere den Tod Unbeteiligter unter Umständen in Kauf nehmen müssen (auch wenn sie das nie zugeben würden und es der Öffentlichkeit als 'Kollateralschaden' präsentieren). ... Davon unabhängig: Ein Massaker bleibt ein Massaker.“

Die Presse (AT) /

Waffenstillstand und neue Regierungen

Die Presse zeichnet den Weg vor, den man so schnell wie möglich gehen sollte:

„Es ist Zeit, dass der Wahnsinn endet: mit einem Waffenstillstand, der Freilassung aller israelischen Geiseln und am besten gleich auch mit der Übergabe der Macht in Gaza an die PLO-Autonomiebehörde. Das ist zugegebenermaßen derzeit ein unrealistisches Exit-Szenario ... aber vielleicht die einzige Hoffnung, einen großen Nahost-Krieg abzuwenden. Und danach wird es hoffentlich bald auch Neuwahlen in Israel geben und ein Ende der Ära Netanjahu. Bis das iranische Regime fällt, wird es länger dauern. Doch ewig werden auch die Mullahs nicht gegen ihr eigenes Volk regieren können. Erst dann wird der Nahe Osten eine friedliche Zukunft haben.“

The Spectator (GB) /

Einseitige Israel-Kritik stärkt Terroristen

Dass viele westliche Regierungen und Organisationen nur Israel scharf kritisieren, empört Kolumnistin Limor Simhony Philpott in The Spectator:

„Kein Wort wurde über die Hamas verloren oder darüber, dass ihre Nutzung von Schulen der Grund dafür ist, dass solche Gebäude von der israelischen Armee angegriffen werden. ... Die Hamas hofft, dass Israel unter Druck gesetzt wird, die Verfolgung ihrer Mitglieder einzustellen. Dies würde es ihr ermöglichen, Gaza weiterhin zu regieren und ihren Terrorfeldzug gegen Israel fortzusetzen - mit dem ultimativen Ziel der Vernichtung dieses Staates. Bisher hat man den Eindruck, dass viele Beobachter, darunter Länder in Nahost und in Europa, mit ihrer Reaktion den Terroristen direkt in die Hände spielen.“