WHO ruft wegen Mpox weltweite Notlage aus

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat angesichts der Ausbreitung einer neuen Variante des Mpox-Virus eine "gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite" ausgerufen. Das auch als Affenpocken bekannte Virus ist längst nicht so infektiös wie Covid-19, verbreitet sich aber aus Zentralafrika zusehends global. Ist das WHO-Vorgehen angesichts dessen zu viel oder zu wenig?

Alle Zitate öffnen/schließen
Postimees (EE) /

Warnsignale frühzeitig ernst nehmen

Postimees erinnert an das Coronavirus:

„Dies ist der schwerwiegendste mögliche Alarm. ... Wir erinnern uns, dass die WHO im Januar 2020 eine ähnliche Warnung für das Coronavirus herausgegeben hatte, und im März war das Virus bereits in Estland präsent. Das bedeutet nicht zwingend, dass die Affenpocken bis Ende des Jahres bei uns auftauchen werden, aber in einer globalen Welt kann man nichts ausschließen. Derzeit breitet sich die Krankheit vor allem in der Demokratischen Republik Kongo, aber auch in einem Dutzend anderer afrikanischer Länder aus, darunter Kenia, das bei den Esten sehr beliebt ist. Daher ist der erste Rat, vorerst nicht in Hochrisikoländer in Afrika zu reisen.“

Neue Zürcher Zeitung (CH) /

Bitte kein Alarmismus

Die Neue Zürcher Zeitung übt Kritik am Vorgehen der WHO:

„Die Erfahrung lehrt: Eine internationale Notlage zu erklären, ist kein nachhaltig wirksames Instrument. So hat die erste internationale Mpox-Notlage, ausgerufen im Juli 2022, für keine Eindämmung der Viren in Kongo-Kinshasa gesorgt. ... Die Ausrufung der internationalen Notlage kann zwar das Bewusstsein für die Problematik schärfen. Sie ermöglicht zudem eine bessere Kommunikation und den Austausch von Daten. Doch muss man deshalb gleich weltweit Alarm schlagen? Die Gefahr ist zu gross, dass sich die Welt an solche Ausrufungen gewöhnt und dann bei einer schnellen globalen Virusverbreitung nicht adäquat reagiert.“

taz, die tageszeitung (DE) /

Nach Covid-19 nichts gelernt

Die taz erlebt ein Déjà-vu:

„Entwicklungsorganisationen appellieren erneut an die Industriestaaten, umgehend Impfstoffe zu liefern und Ländern des Globalen Südens den Zugang zu Diagnostik zu ermöglichen. Wis­sen­schaft­le­r:in­nen weisen wieder mal auf ihre Erkenntnisse über Zoonosen hin, also Krankheiten, die von Tieren auf Menschen übertragen wurden und sich dann weiterverbreiten. Das alles müsste uns bekannt vorkommen. Die warmen Bekundungen, nach der Coronapandemie auf mehr internationale Solidarität zu setzen, sind verpufft. Es wird Zeit für einen neuen Anlauf für ein gemeinsames Abkommen. Denn der nächste Alarm kommt bestimmt.“