Filmstar Alain Delon gestorben
Alain Delon ist tot. Der französische Schauspieler mit Schweizer Pass starb im Alter von 88 Jahren auf seinem Anwesen in einem Dorf südlich von Paris, wo er die letzten Jahre zurückgezogen gelebt hatte. Europas Medien beschäftigen sich in Nachrufen sowohl mit seinem legendären Filmschaffen als Schauspieler und Produzent als auch seiner Haltung zu Fragen von Politik und Moral.
Eiskalter Engel mit Rechtsdrall
Zum Tod Alain Delons heißt es im Rumänischen Dienst der Deutschen Welle, er sei nicht nur ein grandioser Schauspieler, sondern auch eine umstrittene Figur gewesen:
„Seinen Ruf, ein unnahbarer Einzelgänger mit zwielichtigen Freunden zu sein, festigte Delon später auch mit seiner Freundschaft zum Rechtspopulisten Jean-Marie Le Pen, die er öffentlich zeigte. Die Nähe zum Front National war für Alain Delon nichts Unehrenhaftes. Er stand dazu. Und seiner Karriere hat das letztlich auch nicht geschadet. … Bei seinen Fans wird er vor allem mit seinen Rollen aus den 1960er-Jahren in Erinnerung bleiben. Damals schien er direkt vom Olymp des Kinos herabgekommen zu sein: schön wie ein Engel, aber mit der Pistole im Anschlag. Ein eiskalter Engel eben.“
Vom Frauenschwarm zum Macho
In Libération erinnert die Historikerin Laure Murat an die zwei Seiten Delons:
„Das Idol, der Frauenheld, der Lebens- und Leinwandpartner von Romy Schneider und Mireille Darc überstrahlten alles - bis sich seine Karriere in Rollen als harter und misogyner Macho festfuhr. Im Privaten vollendeten seine homophoben und rassistischen Kommentare die Verwandlung der anfangs rätselhaften Ikone in einen Schauspieler, der sich selbst parodierte. … Die Geschichte des Kinos wird noch lange über das Genie von Delon sprechen, das nie so brillant war wie in den ersten beiden Jahrzehnten seiner Karriere, in denen er sein sonniges Lächeln und seinen düsteren Blick, seine fast kindliche Energie und seine plötzliche Melancholie zeigte.“
Delon war nicht wie Depardieu
Alain Delon, der neben Gérard Depardieu einer der beliebtesten Schauspieler in der Sowjetunion und später in Russland war, hat die Ukraine unterstützt. Dafür bedankt sich Obozrevatel:
„War Alain Delon ein attraktives Ziel für die russische Propaganda, um ihn auf Putins Seite zu ziehen? Auf jeden Fall. Hatte er Angebote wie die, die Gérard Depardieu seinerzeit nicht abgelehnt hat? Sicher. Aber Delon war nicht Depardieu. Er hat sich nicht verkauft. Er ist kein schlechterer Mensch geworden. Er hat den Rubel nicht seiner Würde vorgezogen. Er ist ein Mensch geblieben. Er hat die Ukraine in ihrem Widerstand unterstützt. Er lebte ein ehrliches und würdiges Leben. Ruhen Sie in Frieden, Maestro!“
Definitiv kein Faschist
Protagon nimmt Delon für seine Ansichten in Schutz:
„Er war unter anderem Macho, homophob, rechtsorientiert und Produzent von Filmen, die den französischen Staat wegen seiner Kollaboration mit den Nazis und seiner mörderischen Aktionen in Algerien und gegen Algerier bloßstellten. ... Die Summe macht ihn bei Weitem nicht zum perfekten Mann. Aber sie ist auch weit davon entfernt, einen Faschisten aus ihm zu machen. Schließlich war Delon Schauspieler. Das Werk, das er hinterließ - oft von ihm selbst finanziert - war reichhaltig und zutiefst antifaschistisch. Man erinnere sich nur an [den Film] Monsieur Klein, der gerade die Toleranz der Gesellschaft gegenüber dem Faschismus stark kritisiert - das genügt als sein Beitrag zum antifaschistischen Denken.“