Spanien: Kernproblem Wohnungsnot
Freie und günstige Wohnungen fehlen in ganz Europa, aber in Spanien ist die Lage besonders fatal: Nach Berechnungen der Bank von Spanien werden pro Jahr 600.000 neue Wohnungen benötigt, um die Nachfrage zu decken, aber nur 90.000 gebaut. Und die Immobilienpreise sind seit 2015 um 42 Prozent gestiegen - fast doppelt so stark wie die Löhne. Wie könnte das Land die Wohnungskrise meistern?
Die Gesellschaft gerät aus der Balance
El Periódico de Catalunya erkennt die Komplexität des Problems:
„Es sind nicht mehr nur die Schwächsten, sondern Teile der Mittelschicht, die sich keine Mietwohnung mehr leisten können, von Kaufen ganz zu schweigen. ... Das Wohnungsproblem bedroht das soziale Gleichgewicht und ist eine Ursache für eine der niedrigsten Geburtenraten Europas. ... Eine Lösung setzt bei den Gründen für das schrumpfende Mietangebot an: In Spanien gibt es zu wenig Sozialwohnungen. ... Aber damit allein lässt sich der Wohnungsmangel nicht lösen. ... Der private Sektor muss ermutigt werden, in die Vermietung zu investieren. Aber das Gegenteil wird getan. ... Einerseits ist eine Mietpreiskontrolle sinnvoll, andererseits reduziert sie das private Mietangebot.“
Wohnen ist ein Recht, kein Geschäft
El País weiß, wie's geht:
„Die Unzufriedenheit ist groß und hat mit Protesten gegen den Tourismus begonnen. ... Für diesen Herbst sind landesweit Demonstrationen unter dem Motto 'Wohnen ist ein Recht, kein Geschäft' geplant. ... Wir müssen die Mietpreise regulieren, den Touristenwohnungen einen Riegel vorschieben und leer stehende Wohnungen, die nur der Spekulation dienen, steuerlich sanktionieren. ... In diese Richtung ging auch der Vorschlag [der linken Regierungspartei] Sumar, der im Kongress nicht behandelt werden konnte, weil [die katalanische Separatistenpartei] Junts dagegen gestimmt hat. ... Ein schlechter Präzedenzfall, der nur mit einer verantwortungsvollen Haltung aller Beteiligten gelöst werden kann.“