US-Wahl: Trump bald wieder im Weißen Haus? 

In einer Woche wird in den Vereinigten Staaten ein neuer Präsident gewählt. Donald Trump hat im Oktober laut Umfragen in der Wählergunst deutlich zugelegt, sodass er nun faktisch gleichauf mit seiner Konkurrentin Kamala Harris liegt. Europas Presse fragt sich, was Trumps Aufholjagd ermöglicht hat und was sein Comeback bedeuten würde.

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De Standaard (BE) /

Schaurige Aussichten

Die Perspektive, die größte Weltmacht könne in Trumps Hände fallen, findet De Standaard beängstigend:

„Die USA bleiben mit Abstand die militärische Supermacht der Welt. Beim Wirtschaftswachstum ziehen sie an allen anderen westlichen Ländern vorbei. Technologisch entwickeln sie eine Intelligenz, die jede menschliche Denkkraft übertreffen wird. Und diese ganze Macht droht in die Hände eines Mannes zu kommen, der sich nicht um Gesetze, unabhängige Verwaltung und die Trennung der Gewalten schert. Der von Ressentiments getrieben wird, der unverblümt autoritär ist und von der Hälfte der Wähler angebetet wird. Es ist eine schaurige Aussicht.“

Liberal (GR) /

Ein ideologischer Leuchtturm für die Rechte

Politikwissenschaftler Nikolas Nikolaidis schreibt im Webportal Liberal:

„Die am meisten unterschätzte, aber wesentliche Veränderung, die eine neue Amtszeit Trumps für Europa mit sich bringt, wird nicht im Bereich der konkreten angewandten Politik liegen, sondern im ideologischen und politischen Beispiel, das er seinen europäischen Bewunderern und politischen Freunden geben wird. In einem Europa, in dem die Rechte auf dem Vormarsch ist – angetrieben von Problemen wie etwa der Einwanderung, bei denen das politische Spektrum den Bürgern bisher keine zufriedenstellenden Lösungen bietet – wird ein Präsident Trump nicht nur ein politischer Verbündeter für Anführer wie Orbàn sein, sondern auch ideologischer Leuchtturm für Gleichgesinnte.“

Kristeligt Dagblad (DK) /

Dämonisierung hat Bumerang-Effekt

Die Demokraten setzen auf eine Strategie, die ihnen nichts bringt, schlussfolgert Kristeligt Dagblad:

„Die Strategie, Donald Trump zu dämonisieren, indem man ihn und seine Wähler mit Nazis vergleicht, ist leider zu einem zentralen Bestandteil der Kampagne der Demokraten in der Schlussphase geworden. ... Das Problem dabei ist, dass dies das Bild vieler Amerikaner von der Demokratischen Partei als einer elitären und arroganten Partei verstärkt, die auf die normalen Menschen außerhalb der progressiven Blasen der Großstädte herabschaut, und dass dies im Kampf gegen Trump schon einmal versucht wurde – ohne Erfolg.“

Telegram (HR) /

Durchmarsch der Antihelden

Trump wird von Großkapitalisten unterstützt, denen Demokratie nichts bedeutet, schimpft Telegram:

Elon Musk und Jeff Bezos erinnern auf den ersten Blick an Charaktere wie den Joker aus Batman oder üble Schurken aus James-Bond-Filmen. ... Ganz im Ernst, allein die Tatsache dass die US-Wirtschaft heutzutage von so offensichtlichen Demokratiegegnern wie Elon Musk und Jeff Bezos dominiert wird, spricht Bände davon, wie dramatisch und instabil die US-Gesellschaft nach der großen Krise von 2008 ist. ... Sollte Donald Trump die Wahl am 5. November gewinnen, wird das wichtigste Land der Welt definitiv mit dem Untergang all jener Werte konfrontiert sein, die Amerika vor nicht allzu langer Zeit zu einem der begehrtesten Länder der Welt gemacht haben.“

wPolityce.pl (PL) /

Das Ende des Trittbrettfahrens

wPolityce erwartet unter Trump mehr Druck auf Europa bei seinen Verteidigungsausgaben:

„Ungeachtet der unterschiedlichen strategischen und politischen Bewertungen ist Europa schlicht nicht in der Lage, seine Verteidigungsausgaben sprunghaft zu erhöhen. Würden die Nato-Länder ohne die USA das Niveau von drei Prozent des BIP für Rüstungsausgaben erreichen wollen, so würde dies einen Anstieg der Ausgaben um etwa 200 Milliarden Dollar bedeuten. ... Dies erklärt, warum die Eliten in den westlichen Hauptstädten Angst vor einem möglichen Sieg Trumps haben. Die Option des 'Trittbrettfahrens' in Sicherheitsfragen läuft dann aus und entweder muss eine radikale Neuausrichtung der Ausgaben erfolgen, wozu nur wenige bereit sind, oder die atlantischen Beziehungen werden sich grundlegend ändern.“