Australien verbietet Social Media für Kinder
In Australien ist ein Gesetz verabschiedet worden, dass Jugendlichen unter 16 Jahren die Nutzung sozialer Netzwerke verbietet. Die Anbieter müssen nun innerhalb eines Jahres eine wirksame Altersüberprüfung einführen, andernfalls drohen ihnen Geldstrafen. Auch in Europa wird mancherorts an ähnlichen Regeln gearbeitet – und in den Medien kontrovers darüber diskutiert.
Sich von der Technik nicht versklaven lassen
Für Göteborgs-Posten ist der australische Schritt richtig:
„Das Problem liegt nicht in erster Linie darin, was in den sozialen Medien gesagt, geschrieben und angezeigt wird ... Das Hauptproblem besteht darin, dass diese Plattformen bewusst so gestaltet sind, dass sie stark süchtig machen. ... Wir werden durch soziale Medien einfach dick, dumm und deprimiert. ... Doch sollten wir uns im Klaren sein, dass wir keine Sklaven der Technik sind. Wir haben die Macht, die Entwicklung auf einen besseren, gesünderen und analogeren Weg zu lenken. Australien hat gezeigt, dass es möglich ist, die Entwicklung in den Griff zu bekommen.“
Problemsensibilität statt pauschaler Verbote
Auch in Dänemark gibt es auf kommunaler wie nationaler Ebene Überlegungen und Maßnahmen, um die Bildschirmzeit junger Menschen zu steuern. Berlingske mahnt zur Besonnenheit:
„Der richtige Weg nach vorn ist nicht ein landesweites gesetzgeberisches Eingreifen ohne Rücksicht darauf, dass die spezifischen Bedingungen je nach Ort unterschiedlich sein können ... Gleichzeitig ist es wichtig, für die Tatsache offen zu sein, dass die digitale Revolution auch ernste und dunkle Seiten hat, die wir erst allmählich erkannt haben. Das heißt aber nicht, dass die Bildschirme nur böse sind. ... Es ist gut, dass mit der Naivität, die die frühe Begeisterung für die Digitalisierung prägte, Schluss ist. Aber wir dürfen keine 180-Grad-Wendung machen.“
Mindestalter von 13 Jahren sinnvoller
Die Neue Zürcher Zeitung hält die gesetzte Altersgrenze für falsch:
„Wichtig ist es, im Dialog mit dem eigenen Kind zu bleiben, sich auf seine Lebenswelt einzulassen, verstehen zu wollen, was dem jungen Menschen wichtig ist. … Solch ein Dialog gelingt eher, wenn das Kind jünger als 16 Jahre alt ist und sich noch weniger stark von den Eltern abgrenzen möchte. Deshalb ist das Mindestalter von 13 Jahren sinnvoller, das die meisten sozialen Netzwerke ohnehin schon von ihren Nutzern fordern. Mit 16 hingegen befindet sich das Kind mitten im Ablösungsprozess von den Eltern und will womöglich keine medienpädagogischen Gespräche mehr. … Jugendliche brauchen echte Medienerziehung und keine überzogenen Verbote.“
Stolperstein Altersüberprüfung
In Europa klaffen Theorie und Praxis auseinander, erklärt Digitalexperte Borja Adsuara Varela in El País:
„Das Problem ist die praktische Anwendung des Verbots, also die Altersüberprüfung. ... Das EU-Gesetz über digitale Dienste besagt, dass 'die Anbieter von Online-Plattformen geeignete Maßnahmen ergreifen, um Privatsphäre, Sicherheit und Schutz zu gewährleisten'. ... Sie ist seit dem 17. Februar voll anwendbar, es könnten also schon Geldbußen von bis zu 6 Prozent des Jahresumsatzes verhängt werden. ... Dies passiert aber nicht, weil es noch keine sicheren Instrumente zur Altersüberprüfung gibt. ... Die bisherigen lassen Zweifel am Schutz der Nutzerrechte aufkommen: Eine Altersüberprüfung kann nicht ohne Zugriff auf andere personenbezogene Daten und eine Identifizierung durchgeführt werden.“