Rumänien: Mischt neuer Kandidat Präsidentschaftswahl auf?
Wegen des Verdachts auf Manipulation hatte das Verfassungsgericht den vom rechtsradikalen Călin Georgescu gewonnenen ersten Wahlgang der rumänischen Präsidentschaftswahl annulliert. Die Wiederholung findet im kommenden Jahr statt. Neu kandidiert auch Nicușor Dan, der parteilose Oberbürgermeister von Bukarest. Die Landespresse diskutiert seine Chancen als Unabhängiger und wie Dan diesen Status einsetzt.
Unabhängigkeit als Trumpf
Parteilose sind im Trend, meint Contributors:
„Nicușor Dans Kandidatur beruht auf zwei Trümpfen. Zum einem tritt er als unabhängiger Kandidat auf. … Unabhängigkeit hat sich schon bei den Bürgermeisterwahlen in Bukarest und in der ersten Runde der Präsidentschaftswahl als Trumpf erwiesen. Die Umfragen aus 2024 zeigen, dass unabhängige Kandidaten gerade einen großen Nerv in der Gesellschaft treffen (sie liegen bei ungefähr 55 Prozent). … Dieselben Umfragen ergaben, dass selbst unter der Wählerschaft der traditionellen Parteien ein gewichtiger Teil für einen unabhängigen Kandidaten stimmen würde. Der zweite Trumpf von Nicuşor Dan ist seine Legitimität, die er jüngst errungen hat, als er erneut die Oberbürgermeisterwahl gewonnen hat.“
Nicht zum Erlöser stilisieren
Der neue Kandidat ist eine Herausforderung für die Konkurrenz, sollte es bei seiner Anti-Establishment-Positionierung aber nicht übertreiben, warnt republica.ro:
„Nicușor Dan ist kein naiver Nerd, im Gegenteil, er ist ein kalkulierender Politiker, manchmal ist er sogar zynisch. Mit seiner überraschenden Kandidatur ergreift er die Initiative und setzt die gesamte politische Klasse unter Druck, sich zu positionieren. Dan setzt auf die Gelegenheit des Augenblicks. Er weiß, wann er loslegen muss. Für die Demokratie ist es wichtig, dass er sich jetzt nicht den Wählern als Messias präsentiert. Aus der Position eines unabhängigen Kandidaten heraus die Parteien und die gesamte politische Klasse zu verteufeln ist eine extrem gefährliche Karte, auf die Dan jetzt setzt. Sie wird die Reihen der Extremisten nur vergrößern.“