Jesus fehlt
In El País erinnert Kolumnist Sergio C. Fanjul an das Geburtstagskind:
„Unter all den Propheten, Magiern und Scharlatanen, die sich zu seiner Zeit im staubigen Galiläa tummelten, stach er heraus und prägte mit seinen Ideen die Existenz der Menschheit. Der größte Influencer der Geschichte. ... Einst war Jesus nicht nur in Krippen, sondern auch in Liedern, Messen, Schaufenstern, in der Beleuchtung, im Fernsehen. ... Jetzt ist Jesus kaum noch an seinem Geburtstag zu sehen. Ich vermisse das Christkind an Weihnachten. ... Christus, der die goldene Regel der Ethik aufstellt – liebe deinen Nächsten wie dich selbst. ... Er hat die Händler aus dem Tempel vertrieben und jetzt ist sein Tag voll von Händlern, weil die Händler die Welt erobert haben, weil alles Geschäft ist – vor allem Weihnachten.“
Gut gedacht, aber letztlich falsch
Dass manche Unternehmen und Organisationen dazu übergehen, "Frohe Feiertage" statt "Frohe Weihnachten" zu wünschen, um religiöse Minderheiten in Schweden nicht zu verstören, hält Göteborgs-Posten für problematisch:
„Denn die übertriebene Rücksichtnahme auf diejenigen unter uns, die Weihnachten nicht feiern, ist nicht inklusiv, auch wenn das der Gedanke ist. Sie ist ausgrenzend. Auch wenn es dem Wunsch entspringt, das Richtige zu tun, ist es am Ende einfach falsch. Wenn man den Menschen vorschreibt, wie sie sich gegenüber Menschen aus anderen Kulturen verhalten sollen und wie nicht, führt das zu einer Vorsicht und Nervosität, die nur die Gefahr birgt, dass die Distanz und das Unverständnis zwischen den Menschen wächst.“
Einsamkeit als neue Volkskrankheit
Die taz macht auf das Problem der Einsamkeit an Weihnachten aufmerksam:
„Einsam sind insbesondere jene Menschen, die ... keine Familie oder etwas Ähnliches haben. Waren das hierzulande früher hauptsächlich ältere Menschen, trifft das mittlerweile vor allem Alleinerziehende, Frauen, Menschen mit wenig Geld und Jüngere. ... Vernetzen in der Nachbarschaft, der Gang zu einem Verein mit Leidensgenoss:innen, Nottelefon nutzen, einen Hund kaufen, Sport machen, Musik hören, mit anderen kochen. Es ist nicht falsch, was Politik, Sozialvereine, Krankenkassen, Therapeut:innen da vorschlagen, nur: Nutzt das am Ende was? ... Vielleicht sollte man Einsamkeit als das bezeichnen, was sie ist: eine neue Volkskrankheit. Darauf kann die Politik reagieren – mit einer weniger unsozialen Politik.“