Musk reißt den Arm hoch: Hitlergruß?
Der Milliardär und Vertraute des neuen US-Präsidenten Donald Trump, Elon Musk, hat mit einer an den Hitlergruß erinnernden Geste für Aufsehen gesorgt. Als Musk nach der Vereidigung Trumps am Montag vor dessen Anhängern in der Capitol One Arena in Washington sprach, schlug er sich mit der rechten Hand aufs Herz und streckte danach den Arm aus. Europäische Kommentatoren geben Erklärungen, wie die Geste zu verstehen sein könnte.
Dem Antisemitismus Tür und Tor geöffnet
Dass Elon Musk antisemitische Inhalte auf X zulässt, muss bei der Deutung der Geste einbezogen werden, betont Mediapart:
„Elon Musk ist offenbar vom Naziregime besessen und scheint vom Antisemitismus beherrscht. Seine Übernahme von X im Jahr 2022 fiel mit einer Explosion antisemitischer Äußerungen in dem Netzwerk und der Verbreitung von Verschwörungstheorien gegen Juden zusammen, ohne dass er auch nur den geringsten Versuch unternahm, diesem Ausbruch von Hass Einhalt zu gebieten – ganz im Gegenteil. Musk steht voll und ganz dazu, dass er wegen ihrer rassistischen Haltung gesperrte Personen wie den YouTuber Nick Fuentes, der sich offen als 'Antisemit' und 'Supremacist' bezeichnet, in sein Netzwerk zurückgebracht hat.“
Profitjäger und Rechtsextreme vereint
Musks Geste ist zwar verstörend, aber nicht Kern des Problems, findet der Freitag:
„Aber was dann? Der derzeit reichste Mann der Welt hat Rechtsextreme als ideale Verbündete ausgemacht. Konzernchefs und Großerben stehen Schlange, um endlich ohne jede Rücksicht auf Verluste ihre ökonomische und politische Macht auszubauen. Was Profiten im Wege steht, wird ausgelöscht von den willigen Helfern, die sich plötzlich auf der Seite der Sieger wähnen. Vielleicht bricht für die Elon-Ultras und MAGA-Clowns, die evangelikalen Frauenfeinde und schießwütigen Rassisten ja jetzt tatsächlich etwas Neues an. Ein goldenes Zeitalter, in dem sie ungestraft alle Schwächeren demütigen, verletzen und töten dürfen. Den Reibach machen aber die, die direkt von den jetzt kassierten Arbeits- und Umweltschutzauflagen profitieren.“
Geste war in den USA einst gängig
Factchecking-Journalist Ilja Ber bietet auf Facebook eine Erklärung:
„Diese Geste ist dem sogenannten 'Römischen Gruß' (der nichts mit dem alten Rom zu tun hat) zum Verwechseln ähnlich, der in einer etwas vereinfachten Version (ohne das obligatorische Hand-aufs-Herz-Legen) erst im faschistischen Italien und dann in Nazi-Deutschland als offizieller Gruß übernommen wurde. Zudem deckt er sich fast vollständig mit einem amerikanischen Flaggengruß, dem 'Bellamy Salute', der 1892, also noch früher als in Italien, in den USA aufkam und bis 1942 vor allem in Pfadfinderorganisationen beliebt war. Er wurde vom US-Kongress wegen seiner Ununterscheidbarkeit zum Nazi-Gruß abgeschafft. ... Alles andere ist eine Frage der Interpretation und Bewertung.“
Zeit der Samthandschuhe ist vorbei
Die Medien fassen die Geste von Elon Musk mit spitzen Fingern an, kritisiert der Medien-Professor Jonathan Hendrickx in De Morgen:
„Seit er Twitter 2022 übernahm und daraus X machte, verbreitet er alle naselang antisemitische, nazistische und rassistische Verschwörungstheorien, denen er auch bewusst freien Lauf lässt. ... Diese Erinnerung ist notwendig, um zu verstehen, warum Musk bewusst den Nazi-Gruß machte. Vor allem, um ihn auch unverblümt so nennen zu können, ohne Anführungszeichen oder andere Zeichen der feigen Zurückhaltung. ... Die Zeit der Samthandschuhe im Umgang mit Rechtspopulisten aus dem In- und Ausland muss 2025 in unseren Nachrichtenmedien beendet werden.“