Türkei: Hotelbrand entfacht politischen Streit

Bei einem Brand in einem Hotel im Skigebiet Bolu starben letzte Woche 78 Menschen. Inzwischen wurden unter anderem der Eigentümer und der Manager des Hotels festgenommen. Der Tourismusminister der Regierungspartei AKP und der oppositionelle CHP-Bürgermeister machen sich gegenseitig für mangelnde Kontrolle des Gebäudes verantwortlich, denn offenbar gab es dort eklatante Sicherheitsmängel.

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Hürriyet (TR) /

Diese Katastrophe darf man nicht verdrängen

In der Türkei geschieht ein menschengemachtes Unglück nach dem anderen, doch üblicherweise werden daraus keine Konsequenzen gezogen, bedauert Hürriyet:

„Bei jedem Brand, jeder Katastrophe, jedem Kampf ums Überleben erleben wir die gleiche Geschichte. Mangelnde Überwachung, Nachlässigkeit, Verantwortungslosigkeit ... Jetzt fragt man uns: 'Wie hat dieses Hotel den Betrieb aufgenommen?' - 'Wer hat es genehmigt?' - 'Warum war die Feuertreppe unzureichend?' Und wie immer werden die Angesprochenen schweigen, anstatt zu antworten ... Katastrophen werden hierzulande nur erlebt. Und danach? Die Tage kommen und gehen und wir vergessen sie. Aber dieses Feuer ist eine solche Flamme, dass es in unserem Gewissen nie erlöschen wird.“

Yeni Akit (TR) /

Es braucht Verantwortung statt Schuldzuweisungen

Beide behördlichen Seiten haben ihren Teil an Schuld für das Unglück zu tragen, schimpft Yeni Akit:

„Niemand hat bisher die Verantwortung für den Hotelbrand in Bolu übernommen, und obendrein haben sie Gesetzesbestimmungen und Verordnungen usw. vorgelegt, mit denen sie sich selbst schützen und die gegnerische Partei beschuldigen wollten. Unglaublich, da ereignet sich ein Unglück, und da werden zugunsten und zuungunsten beider Seiten gegenseitig Verantwortungen zugeschoben. Leider ist sich niemand der Tatsache bewusst, dass diese Desorganisation und absichtliche Zweideutigkeit die Unmoral legitimiert – oder schlimmer noch, jeder vergnügt sich an dieser legitimen Unmoral.“

Karar (TR) /

Keine Kontrolle bei gewichtigen Unternehmern

Weil die Eigentümer des Hotels zu mächtig sind, hat sich keine Behörde getraut, deren Objekte zu überprüfen, kritisiert Karar:

„Die Tatsache, über die am wenigsten gesprochen wird, über die man es aber müsste, ist: Der Eigentümer des Hotels ist jemand, den man nicht so leicht inspizieren kann. ... Es ist sicher nicht besonders einfach, eine Familie, die drei der bekanntesten Tourismusmarken von Bolu geschaffen hat (Varan Facilities, Koru Hotel und Kartalkaya), einer angemessenen Kontrolle zu unterziehen. Es mag niemandem in den Sinn gekommen sein, zu überprüfen, ob das erste und eines der teuersten Hotels in Kartalkaya, dem noblen Skigebiet der Türkei, den Brandschutzbestimmungen entspricht. Oder es hat bis heute niemand gewagt.“