Drei Jahre Ukraine-Krieg: Wie ist die Lage?
Am heutigen Montag jährt sich der russische Großangriff auf die gesamte Ukraine zum dritten Mal. Für den Jahrestag sind die höchsten EU-Repräsentanten sowie mehrere westliche Staats- und Regierungschefs nach Kyjiw gereist. Mit Gastgeber Selenskyj beraten sie darüber, wie man auf die von US-Präsident Trump eingeleitete Wende der US-Außenpolitik reagieren und die Ukraine gegen die vorrückenden russischen Truppen unterstützen kann.
Europa hat keine Wahl
Libération analysiert die Lage:
„Der neue US-Präsident schaut nur auf den Augenblick und das Geld, mit dem vor seinen Augen herumgewedelt wird – nach ihm die Sintflut. Er erkennt nicht, dass die Sintflut auch ihn wegspülen könnte, sollte er Putin siegen lassen. Ist es nach drei Jahren noch möglich, die Ukraine und Europa aus den Klauen des russischen Bären zu retten? Es gibt keine Alternative. Wir müssen an die Zehntausenden Ukrainerinnen und Ukrainer denken, die gestorben sind, um ihr Land zu schützen, und an diejenigen, die trotz Erschöpfung weiterkämpfen. An Wolodymyr Selenskyj, der nie Angst gezeigt hat und der am Sonntag nicht zögerte, sein Amt in die Waagschale zu werfen, wenn dadurch die Ukraine geschützt werden könnte.“
Westlichen Verrat gewohnt
Kyjiw konnte sich schon vor Donald Trump nicht auf die USA und Europa verlassen, erinnert The Irish Times:
„Trump hat Selenskyj nie verziehen, dass sich dieser weigerte, die Geschäftsbeziehungen des Sohns von Ex-US-Präsidenten Joe Biden in der Ukraine zu untersuchen. ... Doch Trump ist nicht der erste westliche Staatschef, der die Ukraine verraten hat. Die USA und Großbritannien waren Garanten des Budapester Memorandums von 1994, in dem die Ukraine im Austausch gegen Sicherheitsversprechen auf ihre Atomwaffen verzichtete. Keiner von beiden tat etwas, als Russland die Krim besetzte. Französische und deutsche Politiker versuchten, Putin zu beschwichtigen. Biden gab der Ukraine gerade einmal genug Waffen, um weiterkämpfen zu können, aber nicht genug, um zu gewinnen.“
Tusk hat gute Vorschläge gemacht
Jyllands-Posten fordert:
„Es bedarf konkreter Gegenmaßnahmen und der polnische Premier Donald Tusk hat kürzlich drei einfache und sinnvolle Schritte vorgeschlagen, um die europäische Front gegen den Kreml hier und jetzt zu stärken. Erstens geht es darum, die Hilfe für die Ukraine zu erhöhen und die Russen dafür zahlen zu lassen. In Europa wurden russische Vermögenswerte im Wert von über 200 Milliarden Euro beschlagnahmt. ... Zweitens heißt es, die europäische Abschreckung gegenüber Russland auszubauen – durch verstärkte Luftpatrouillen und eine stärkere Militärpräsenz in der Ostsee und an den Grenzen zu Russland. Drittens muss man möglichst bald Regeln für die gemeinsame Finanzierung von Initiativen im Verteidigungs- und Sicherheitsbereich innerhalb der EU festlegen.“
Niemals aufgeben!
Ein auf Facebook geposteter Durchhalte-Appell des Kommandeurs der Asow-Brigade der ukrainischen Nationalgarde, Denys Prokopenko, übernimmt Gordonua.com:
„Seit elf Jahren führen wir mit knappen Mitteln Krieg gegen das Land, das uns in puncto Größe und Ressourcen überlegen ist. Und bereits seit drei Jahren hält die Ukraine die Vollinvasion einer der stärksten Armeen der Welt auf. Die täglichen Heldentaten der ukrainischen Soldaten sollten uns inspirieren und nicht verzweifeln lassen, egal welche Erklärungen ausländische Politiker, Analysten und Experten abgeben. … Hoffnungslosigkeit beginnt dann, wenn die Menschen unter dem Druck der Umstände darauf verzichten, dafür zu kämpfen, was ihnen gehört.“