Estland: Gesetz gegen Einfluss der russischen Kirche
Das estnische Parlament hat ein Gesetz verabschiedet, das die estnisch-orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats von Russland trennen soll. Hintergrund ist die Unterstützung des Patriarchats für den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Das Gesetz bestimmt zudem, dass das kommunale Wahlrecht Voraussetzung dafür ist, als Geistlicher wirken zu dürfen. Einwohnern mit russischer Staatsangehörigkeit wurde dieses Wahlrecht jüngst entzogen.
Relikt der sowjetischen Besatzung beseitigen
Postimees lobt den Schritt:
„Russlands Angriff auf die Ukraine hat anschaulich gezeigt, dass die orthodoxen Kirchen des Moskauer Patriarchats zu den hybriden Handlangern Wladimir Putins gehören, die im 'nahen Ausland' Meinungs- und Geheimdienstaktivitäten betreiben. ... Die orthodoxe Kirche hat ihre Wurzeln in Konstantinopel. Wer damit nicht einverstanden ist, muss nicht unbedingt als religiöser Ketzer bezeichnet werden, aber es ist an der Zeit zu verstehen, dass die Verbindung mit dem Moskauer Patriarchat ein Relikt der Besatzung in Estland ist, das keine kirchenrechtliche Rechtfertigung hat.“
Spannungen nicht unnötig anheizen
Eesti Päevaleht befürchtet eine weitere Entfremdung der großen russischsprachigen Minderheit im Land:
„Alle diese Schritte haben eine klare ethnische Dimension, die weitreichende Folgen für die Sicherheit Estlands haben könnte. Diejenigen, deren Muttersprache Russisch ist, fühlen sich der orthodoxen Kirche zugehörig, insbesondere der kanonisch dem Moskauer Patriarchat unterstellten christlich-orthodoxen Kirche. Dies bedeutet nicht, dass man starke religiöse Gefühle hat oder täglich in die Kirche geht, aber der Glaube kann durchaus ein wichtiger Teil der eigenen Identität sein. ... Der Staat und vor allem die Politiker, die diese Situation herbeigeführt haben, sollten sich darüber im Klaren sein, wie diese Spannungen nach den beschlossenen Reformen abgebaut werden können. Hoffentlich haben die Abgeordneten darüber nachgedacht.“