Israel geht gegen jüdische Extremisten vor
Nach dem Tod eines palästinensischen Kleinkinds durch einen Brandanschlag mutmaßlich jüdischer Extremisten haben die israelischen Behörden einen weiteren Verdächtigen festgenommen. Einige Kommentatoren begrüßen das Vorgehen gegen jüdische Fanatiker. Andere kritisieren, dass die Siedlungspolitik an den demokratischen Fundamenten Israels rüttelt.
Endlich sind auch jüdische Fanatiker im Fokus
Das Vorgehen gegen jüdische Extremisten könnte einen Kurswechsel der israelischen Regierung im Umgang mit den Palästinensern signalisieren, hofft die liberale Tageszeitung Irish Examiner: "Manchmal hatte es den Anschein, das sich Israels Regierung von Kritik an ihrem Vorgehen nur bestärkt fühlte. Das galt für ihren Umgang mit Palästinensern, ihre Unterstützung für den als Siedlungen bezeichneten Landraub und vor allem ihre Einstellung gegenüber den mehr als eine Million in Gaza eingesperrten Menschen. ... Ist es möglich, dass Israel - zumindest was seine Extremisten betrifft begriffen hat, dass eine bestimmte Grenze nicht überschritten werden darf und die Vernunft siegen muss? Darf man gar hoffen, dass das harte Vorgehen nach dem Anschlag mit einer Benzinbombe in einem Dorf im Westjordanland am vergangenen Freitag, bei dem ein palästinensisches Baby verbrannte, den Sieg der Mäßigung über den Fanatismus signalisieren könnte?"
Israels Gesellschaft reagiert vorbildlich
Israels Gesellschaft übt Druck auf die Regierung aus, sich hart mit den Extremisten aus dem eigenen Land auseinanderzusetzen, lobt die liberale Tageszeitung Dennik N: "Der Extremismus in Israel ist zwar nicht so verbreitet und so gefährlich wie der muslimische, es gab ihn aber immer. Er untergräbt das internationale Ansehen, die Friedensbemühungen und die Grundlagen des modernen Staats. Es wird sich zeigen, wie ernst das Versprechen von Premier Netanjahu zu nehmen ist, den Extremisten aus den eigenen Reihen mit null Toleranz zu begegnen. ... Entscheidend dabei ist der einheimische Druck. Die große Mehrheit der Israelis reagierte auf den terroristischen Angriff so, wie man das von einer modernen demokratischen Gesellschaft erwartet. Sie verurteilte ihn und verlangt die Bestrafung der Schuldigen. Das ist ein großer Unterschied zu dem, wie gewöhnlich die palästinensischen und arabischen Gesellschaften auf Angriffe von Terroristen auf Israel reagieren."
Siedlungspolitik ist Wurzel allen Übels
Der Staat Israel gefährdet sich durch seine Siedlungspolitik selbst, analysiert der Politologe Dominique Moïsi, Berater des Instituts für Internationale Beziehungen, in der Regionalzeitung Ouest France: "Kann der israelische Premier die Taten, die zumindest indirekt von einigen seiner Minister unterstützt werden, effizient und mit aller Härte verurteilen, wenn er zugleich von den Parteien des rechten Rands abhängig ist? … Die größte Gefahr, die Israel - in seiner Existenz als demokratischer jüdischer Staat - langfristig bedrohen wird, ist weder der Iran noch die IS-Terrormiliz, sondern eine Siedlungspolitik, die an den politischen und ethischen Fundamenten des Staats rüttelt. Israel fürchtet zu Recht eine Kampagne, die darauf zielt, seine Legitimität zu untergraben. Aber heute trägt niemand mehr zur seiner Isolation bei, als die israelische Regierung selbst."