Pegida rückt weiter nach rechts
Seit einem Jahr protestieren Anhänger der Pegida-Bewegung gegen die vermeintliche Islamisierung Deutschlands. Kommentatoren beobachten eine Radikalisierung der Demonstranten und ihrer Anführer während der Flüchtlingskrise und bezeichnen sie als Entwurzelte auf der Flucht vor den moralischen Werten des Abendlandes.
Pegida will mittlerweile nur noch hetzen
Seit einem Jahr gehen Pegida-Anhänger regelmäßig auf die Straße. Die Bewegung ist seit ihrer ersten Montagsdemonstration radikaler geworden, analysiert die linksliberale Tageszeitung Der Standard: "Heute ist bei Pegida ganz offen von Konzentrationslagern und 'Moslem-Müllhalden' die Rede. Es geht ganz konkret gegen die Asylpolitik der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel, um deren Hals sich Demonstranten auch die Schlinge eines Galgens wünschen. Mit den Pegida-Chefs noch irgendein Gespräch zu führen, ist mittlerweile sinnlos geworden. Es sind Akteure, die nicht auf Ängste hinweisen, sondern hetzen wollen. Dennoch darf man ihnen nicht einfach die Straße überlassen. Es ist gut, dass viele wieder gegen Pegida aufstehen und ein anderes Bild von Dresden zeigen wollen. Auch Politik, Justiz und Polizei müssen diese radikalen Töne ein Auftrag sein: Es darf gegen diese Hetzer null Toleranz geben."
Deutschland muss Landsleute integrieren
Nicht nur Flüchtlinge, sondern auch die fremdenfeindlichen und zu Gewalt aufrufenden Pegida-Demonstranten müssen in Deutschland integriert werden, findet der öffentlich-rechtliche Deutschlandfunk: "Pegida behindert und vergiftet mit rechtsextremistischer Folklore die Debatte über Integration. ... Wären diese Leute in ihrer Kindheit öfter einmal in den Arm genommen worden, hätten sie Empathie erlebt und erlernt, sie verspürten wohl nicht den würgenden Reiz, sich ausgerechnet vor Gottfried Sempers Prachtbau [Opernhaus in Dresden] entleeren zu müssen. Sie behaupten, sie wollten das Abendland retten und lassen Konzentrationslager hochleben. Entwurzelte, die sich auf der Flucht befinden vor den moralischen Werten des Abendlandes, für die auf diesem Kontinent so unendlich viele Menschen gestorben sind. Flüchtlinge gelangen also nicht nur über die Grenzen zu uns. Wir haben auch ein Integrationsproblem mit einigen Landsleuten."
Offenheit gegenüber Migranten weicht Zweifeln
Die Stimmung unter den Deutschen ist angesichts der anhaltend großen Zahl ankommender Migranten in den vergangenen Wochen sichtbar gekippt, analysiert die liberal-konservative Tageszeitung The Malta Independent: "Der plötzliche und unerwartete Zustrom so vieler Menschen aus einer fremden Kultur und Zivilisation hat eine große Schockwelle in der deutschen Bevölkerung ausgelöst. Es gibt jetzt viele Deutsche, die ernste Zweifel haben, was diese Migrationswelle angeht. ... Deutschland hat keinen so stark fremdenfeindlichen Rand, wie ihn andere Länder wie etwa Ungarn, Finnland oder Dänemark haben. Nichtsdestotrotz hat der plötzliche Zustrom von Migranten begonnen, einen dunklen Schatten auf die deutsche Provinz zu werfen. Übergriffe gegenüber Zuwanderern nehmen zu, und jedem Zwischenfall, an dem Migranten beteiligt sind, wird plötzlich große Bedeutung zugemessen."