Empörung über Trumps anti-muslimische Rhetorik
Führende US-Politiker haben Forderungen des republikanischen Präsidentschaftsanwärters Donald Trump scharf kritisiert, der Muslimen die Einreise in die USA verweigern will. Kommentatoren sind empört, dass Trump trotz seines diskriminierenden Kurses noch immer Wähler mobilisiert, und fürchten, dass seine Aussagen Terroristen in die Hände spielen.
Die Feinde Amerikas lieben Trump
Das von Donald Trump geforderte Einreiseverbot für Muslime, ist nach Ansicht der konservativen The Times nicht nur töricht, sondern auch gefährlich: "Es scheint würdelos genug, auf die Absurdität der Denkweise eines solchen Vorschlags einzugehen, ganz zu schweigen auf die offenkundige Undurchführbarkeit eines solchen Schritts. … Auch scheint es beleidigend, dass man nun gezwungen ist, darauf zu verweisen, dass die in den USA lebenden Muslime die gleichen Rechte wie alle anderen Bürger haben und in der Regel gebildet, patriotisch und friedfertig sind. Indem Millionen normaler und moderater Menschen mit einer kleinen und grausamen Bande religiöser Extremisten in einen Topf geworfen werden, erreicht man mit Dummheit genau das, was Terroristen nicht mal durch Gewalt schaffen. … Viel zu viele Nicht-Amerikaner werden glauben, dass sie ein Land sehen, dass sich aus Angst in Scheinheiligkeit und Isolationismus flüchtet, statt aktiv die freie Welt anzuführen und den barbarischen Islamischen Staat zu besiegen. Kurz gesagt: Amerikas Feinde lieben Trump."
Anti-Islam-Hetze zieht leider Wähler an
Donald Trumps Aufruf für ein Einreiseverbot von Muslimen ist ein neuer Tiefpunkt im US-Wahlkampf, stellt die christlich-soziale Tageszeitung Trouw fest und zieht zugleich eine Parallele zu Europa: "Das Schlimmste ist, dass Trump mit diesem radikal-diskriminierenden Kurs auch noch Erfolg bei den Wählern hat. ... Präsident Obama wandte sich in seiner gut durchdachten TV-Ansprache gegen die Bezeichnung ganzer Gruppen als Sündenböcke. ... Die Werte, auf die er sich berief, sind nicht nur Grundlage des US-Rechtsstaats, sondern auch die der meisten europäischen Länder. Es ist traurig, dass auch bei uns Wähler mit dem Lockruf der Feindschaft gewonnen werden können, der Sieg des Front National bei den Regionalwahlen in Frankreich und die steigenden Umfragewerte der [Wilders-Partei] PVV zeigen dies. Letztere sucht sogar öffentlich nach Kandidaten, die eine 'Abscheu vor dem Islam' haben. Damit entfernen wir uns weit von den Idealen von Freiheit und Gleichheit, die Herz und Seele unserer Demokratie sind."
Provokationen fallen auf fruchtbaren Boden
Donald Trumps Erfolg verdeutlicht die Spaltung der US-amerikanischen Gesellschaft, meint die liberale Tageszeitung Dennik N: "Die Vorstellung, dass dieser Mensch, der seinen Reichtum als ausreichende Qualifikation ansieht, Präsident wird, verursacht selbst schon den Republikanern Bauchschmerzen. Glücklicherweise ist das nicht sehr wahrscheinlich. Sterne, die vorzeitig wieder erloschen, hatten die Republikaner schon reichlich. ... Selbst wenn er die Kandidatur der Partei gewinnen würde, müsste er danach den Kandidaten oder besser gesagt die Kandidatin der Demokraten schlagen. Erst wenn das gelinge, wäre es eine Katastrophe. Doch auch wenn Trump schon morgen ausstiege - die Unterstützung, die er langfristig genießt, sagt einiges aus. Etwa über die Ängste vieler Wähler, die von Politikern gern ausgenutzt werden. Oder über das Streben, Sündenböcke zu finden und über die tiefer werdenden Gräben zwischen den gesellschaftlichen Gruppen."
Republikaner müssen Trump abservieren
Mit seiner Forderung, Muslimen die Einreise in die USA zu verbieten, hat sich Trump nun auch bei seinen bisherigen Anhängern disqualifiziert, frohlockt die linksliberale Tageszeitung El País: "Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass jemand, der Frauen, Schwarze, Hispanos und jetzt Muslime verachtet, in den Umfragen noch immer vor seinen Rivalen für die republikanische Präsidentschaftskandidatur liegt. Trump ist keine Anekdote der Vorwahlen mehr, so wie es sie immer gibt. Kurz vor dem Beginn der Vorwahlen ist er zu einem Element geworden, der die Grundwerte des Zusammenlebens und der Geschichte der USA verzerrt und bedroht. Deshalb ist es so bedeutend, dass wichtige Vertreter der Republikaner endlich den Schritt gegangen sind, den provozierenden Magnaten ohne Rücksicht auf die Umfragewerte zu kritisieren. ... Nun müssen das auch die Gesellschaft und die Wähler tun."