US-Vorwahlen in New Hampshire
Die Vorwahlen im US-Bundesstaat New Hampshire haben bei den Republikanern Donald Trump und bei den Demokraten Bernie Sanders klar gewonnen. Damit machen die Bürger deutlich, dass sie radikale Veränderungen wünschen, analysieren Kommentatoren und erklären, warum auch viele Europäer mit Sanders sympathisieren.
Außenansicht: Trumps Vorschläge sind bösartig
Auch wenn Bernie Sanders und Donald Trump für ihre Wähler den richtigen Ton getroffen haben, sollte keiner von ihnen ins Weiße Haus einziehen - wobei Trump als Präsident eine Katastrophe wäre, meint die US-amerikanische Washington Post:
„Beide sprechen reale Missstände an: Das Gefühl, dass die Wirtschaft zu viele Menschen zurückgelassen hat und dass Globalisierung und technologischer Wandel einigen wenigen helfen und dabei die große Masse auflaufen lassen. ... Wir glauben, dass beide Männer mit ihren schlichten Diagnosen und Lösungsansätzen gefährlich - und verführerisch - falsch liegen. Aber Sanders verfolgt mit seinem Ansatz wenigstens gute Absichten. … Im Gegensatz dazu sind die Vorschläge von Trump bösartig und abwegig. Es ist unmöglich, 11 Millionen illegale Einwanderer zu verhaften und zu deportieren. Niemand sollte in einem Land leben wollen, das solche Dinge zu unternehmen versucht.“
Der Sozialist, den Europa nicht hat
Sanders ist ein Politiker, wie er vielen europäischen Bürgern fehlt, meint Politologe Vittorio Emanuele Parsi in der liberalen Wirtschaftszeitung Il Sole 24 Ore:
„Nach dem klaren Sieg über die Rivalin Hillary Clinton in New Hampshire fangen auch die Europäer an, Bernie Sanders kennenzulernen. ... Was viele Europäer beeindruckt ist, dass, ein möglicher US-amerikanischer Präsident denkt und spricht wie wir - vielleicht zum ersten Mal überhaupt. Oder besser gesagt, so wie die europäischen Führungskräfte immer weniger sprechen können und wollen wie aber justament viele Bürger des alten Kontinents wünschen würden, dass sie es tun. Bernie Sanders hat den Mut, sich selbst als 'Sozialist' zu bezeichnen in einem Land, in dem dieses Wort im Wesentlichen einem politischen Totenschein gleichkommt. Verglichen mit seinem Programm mutet die Agenda der Parteien der sozialistischen Internationale in Europa, trotz erklärter Inspiration von sozialdemokratischen Modellen, eher schüchtern und defensiv an.“
Paradigmenwechsel durch Trump und Sanders?
Die politische Landschaft in den USA steht vor tiefgreifenden Veränderungen, analysiert Kommentator Gellért Rajcsányi auf dem Meinungsportal Mandiner:
„Der Präsidentschaftswahlkampf ist weiterhin offen. Ein echter Kampf mit dramatischen Wendepunkten kann der US-Demokratie, die für die Wähler allzu berechenbar geworden ist, nur gut tun. ... Und dabei haben wir von der möglichen Kandidatur des ehemaligen Bürgermeisters von New York und erfolgreichen Geschäftsmanns Michael Bloomberg noch gar nicht gesprochen. ... Der Erfolg von Trump und Sanders könnte zu einem Paradigmenwechsel führen. Sollten die beiden letzten Endes Präsidentschaftskandidaten werden, wird das eine radikale Veränderung des Parteilebens in Amerika nach sich ziehen.“
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