Atomkraftwerk in Belarus muss gestoppt werden
Heute, 30 Jahre nach dem Gau von Tschernobyl, kommt die atomare Gefahr aus einer anderen Richtung, warnt Lietuvos rytas und meint damit den Bau eines Atomkraftwerks in Ostrowez, Belarus, an der litauischen Grenze:
„Es gibt keinen Plan dafür, wie Vilnius evakuiert werden sollte, wenn ein Unfall passiert. Minsk spuckt auf das Espoo-Abkommen, das von den Staaten eine mit den Nachbarn abgestimmte Umweltverträglichkeitsprüfung verlangt. Man kann wohl nichts anderes erwarten. Das ist kein demokratisches Land, sondern eine Diktatur von Lukaschenko, der immer zwischen Osten und Westen balanciert. ... Doch Litauen kann die Pläne der Belarussen noch durcheinanderbringen. Minsk wurde schon die Nutzung des litauischen Wasserkraftwerks in Kruonis als mögliche Reserve untersagt. ... Der litauische Energieminister Rokas Masiulis scheint auch ziemlich erfolgreich zu sein beim Überreden der anderen Nachbarn, keinen Strom von Belarus zu kaufen.“
Atomkraft wird trotz Risiken noch gebraucht
Kurzfristig kann auf Atomkraft nicht verzichtet werden, meint Savon Sanomat:
„Die Lehre von Tschernobyl ist, dass Atomkraft in den falschen Händen gefährlich ist. Eine zunehmende Gefahr stellt der Terrorismus dar, der großen Schaden anrichten kann, wenn er sich gegen ein Atomkraftwerk richtet. Die Verhinderung von Terrorangriffen zwingt dazu, die Sicherheitsanforderungen der Kraftwerke zu ergänzen. … Doch trotz der Risiken hat sich in allen Industrieländern gezeigt, dass es schwer ist, auf Atomkraft zu verzichten. Die Emmissionsreduktionsziele machen dies noch schwerer, denn bislang können fossile Brennstoffe nicht vollständig durch erneuerbare Energien ersetzt werden. Auch in Finnland wird Atomkraft während einer Übergangszeit noch solange benötigt, bis Sonnen- und Windenergie sowie andere saubere Energieformen soweit entwickelt sind, dass sie günstig und jederzeit zuverlässig Strom produzieren.“
Die Traumata nach der "Reserveübung"
Postimees erinnert an die Liquidatoren, die 1986 aus Estland nach Tschernobyl geschickt wurden:
„Zu den unmittelbar physikalisch messbaren Folgen des Unglücks kamen wegen der Vertuschung und den Zwangsmethoden des kommunistischen Regimes noch Angst und Misstrauen hinzu, deren Spuren bis heute sichtbar sind. An dem sonnigen 28. April konnte noch niemand ahnen, dass etwa 5.000 Männer aus Estland bald zu einer 'Reserveübung' der Armee einberufen werden und mit bloßen Spaten radioaktiven Müll aufsammeln sollten. ... Objektive Messungen haben ergeben, dass die Männer keine zu große Radioaktivität abbekommen haben und ihre Sterblichkeit nicht größer ist, als die anderer gleichaltriger Männern in Estland. Wohl aber hat diese Zwangsmaßnahme vor 30 Jahren Spuren in der Psyche der Männer hinterlassen.“