Welches Land folgt auf Großbritannien?
EU-weit reiben sich Euroskeptiker und Nationalisten die Hände nach dem Brexit-Referendum: auch sie wünschen sich Volksabstimmungen über die Mitgliedschaft ihrer Länder. Kommentatoren befürchten eine Austrittswelle und fordern von den Regierungen Maßnahmen, um diese zu verhindern.
Nationalismus siegt - Putin freut sich
Ein Erstarken nationalistischer Bestrebungen hält das Portal Hotnews für nahezu unausweichlich:
„Die größte Angst ist jetzt, dass der britische Präzedenzfall auch andere Länder antreiben wird, die EU zu verlassen. Selbst wenn die euroskeptischen Slogans sich aufs Thema der Einwanderung beziehen, werden Länder wie Rumänen, Bulgarien und erst recht das von Orbán regierte Ungarn nicht vor einem Aufflammen des Nationalismus gefeit sein. ... Nationalistische und populistische Parteien werden nun selbstbewusster gegenüber Brüssel auftreten und - sollten sie an die Macht kommen - auch die Autonomie ihrer Länder innerhalb der EU fordern. ... All das ermutigt das Russland Putins noch mehr, in nationalistische, traditionalistische, orthodoxe Bewegungen und in die Dämonisierung Brüssels zu investieren.“
Regierungen müssen die Notbremse ziehen
Wollen die anderen EU-Regierungen einen Vormarsch der Euroskeptiker in ihren Ländern verhindern, müssen sie wieder Kompetenzen von Brüssel zurückfordern, glaubt De Volkskrant:
„Wenn es den Briten trotz aller Unheilsvorhersagen gelingt, unter Beibehaltung der wirtschaftlichen Vorteile und ohne die gefühlten Nachteile (Nummer eins: Der freie Verkehr der osteuropäischen Arbeitsmigranten) auszusteigen, dann bekommt das Nexit-Lager kräftige Argumente. Es sei denn, die 27 Zurückbleibenden nutzen das Momentum, um die Entscheidungsgewalt der EU nun endlich zu begrenzen. Alles muss nun verhandelbar sein. Auch Schritte zurück. ... Der Kampf gegen weitere Desintegration beginnt beim Anerkennen, dass die Integration für große Gruppen der Westeuropäer zu schnell gegangen ist. Sie werden früher oder später die Notbremse ziehen, auch in den Niederlanden, wenn die Regierungschefs das nun nicht selbst überzeugend tun.“
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