Siemens-Schmiergeldprozess in Athen vertagt
Ein Schmiergeldprozess in Athen gegen den früheren Siemens-Chef von Pierer und weitere Ex-Manager ist erneut auf unbestimmte Zeit vertagt worden. Die Anklageschrift sei nicht ins Deutsche übersetzt worden, behauptete ein Verteidiger am Dienstag, zehn Jahre nach der Einleitung der Untersuchung. Das griechische Außenministerium weist den Vorwurf zurück. Für Griechenlands Medien ist die Angelegenheit ein Skandal.
Im Protektorat gibt es keine Gerechtigkeit
Es ist eine Schande, dass vermutlich keiner der Verantwortlichen je für die Affäre bestraft wird, wettert der Blogger Pitsirikos:
„Sie werden weiterhin mit goldenen Löffeln essen, während einige von ihnen zum Premierminister und Minister ernannt werden. Griechenland ist jetzt offiziell ein Protektorat [der EU], es war aber schon immer ein Protektorat. Griechenland wurde räuberisch durch Unternehmen wie Siemens und ihre Handlanger vor Ort ausgenutzt. Und die Griechen haben die Gauner mit ihren Stimmen gewählt und wählen sie nach wie vor. Und was die Gerechtigkeit angeht, ist diese ein Witz. Die unabhängige Justiz ist ein noch größerer Witz. In einem abhängigen Land, kann es keine unabhängige Justiz geben. Vor sechs Jahren haben wir erfahren, wie viel Gerechtigkeit es in Griechenland gibt, als das Land pleiteging und sich kein Politiker vor Gericht verantworten musste.“
Der Skandal darf nicht verjähren
Das Justizministerium muss unbedingt vermeiden, dass der größte Wirtschaftsskandal des Landes am Ende wegen ständiger Vertagung verjährt, fordert die regierungsnahe linke Tageszeitung Avgi:
„Ganz offensichtlich spielen einige Akteure seltsame Spiele. Der Staat sollte eingreifen. Die Aufsicht der Justiz darf nicht erlauben, dass die Ermittlungen des Gerichts zu einem noch größeren Skandal werden, als der untersuchte Fall an sich. … Der deutsche Technologie-Gigant unterzeichnete goldene Verträge und belohnte dafür Politiker und Parteien mit 'Geschenken'. Alle entstandenen Kosten gingen zu Lasten der Staatskasse, also der Bürger. Und in den Berichten der ausländischen Presse wurde die griechische Gesellschaft insgesamt als korrupt stigmatisiert. Deutschland zeigte mit dem Finger der Austerität auf die faulen und korrupten Griechen und schützte gleichzeitig 'seinen' Michael Christoforakos [der ehemalige Siemens-Chef in Griechenland hatte sich nach Deutschland abgesetzt und wurde nicht ausgeliefert].“