25 Jahre später kein Grund zur Freude
Die ukrainische Unabhängigkeitsverkündung vor 25 Jahren war ein Wendepunkt, konstatiert der Politikwissenschaftler Adam Szłapka auf seinem Blog bei naTemat:
„Dies war ein Durchbruch in der Geschichte der Ukraine und ein für ganz Europa ungewöhnliches Ereignis. Die Ukrainer haben gespürt, was Freiheit bedeutet, aber auch, dass sie für ihr eigenes Schicksal verantwortlich sind. ... Leider haben korrupte Eliten die Träume der Ukrainer von einem unabhängigen Staat platzen lassen. ... Jedoch kann man jetzt nur schwer ein Vierteljahrhundert Unabhängigkeit feiern, da man jeden Tag darum kämpfen muss. Und dies im wahrsten Sinne des Wortes. Man kann sich nur schwer freuen, da das Land Opfer von Aggression und einer beispiellosen Verschiebung seiner Grenzen geworden ist und da Schüsse von fremden Soldaten auf seinem Territorium zu hören sind.“
Unabhängig, auch wenn es Moskau nicht passt
Trotz vieler Widrigkeiten hat die Ukraine inzwischen ihre volle Unabhängigkeit erlangt, analysiert die Frankfurter Allgemeine Zeitung:
„Manche sehen in der Ukraine einen hoffnungslosen Fall: von Korruption zerfressen, im Griff von Oligarchen. ... Ja, die Ukraine ist kein Modell von Rechtsstaatlichkeit, Transparenz und guter Regierungsführung. ... Ja, die Ukraine ist ein gespaltenes Land; aber Russland hat viel getan, um diese Spaltung zu vertiefen. Mehr als 9.000 Tote hat der Krieg im Osten bislang gefordert. Und das alles deshalb, weil die Mehrheit der Ukrainer 'nach Europa' wollte und noch immer will? Offenkundig ist es so. Der Westen sollte die Ukraine deshalb auf ihrem Modernisierungsweg unterstützen und sich darin von Moskauer Einsprüchen nicht abbringen lassen. Es ist ganz klar: Die Ukraine ist unabhängig, auch wenn Russland das nicht passt.“
Ukraine wird in konventionellen Krieg gezogen
25 Jahre nach ihrer Unabhängigkeit ist die Ukraine erneut russischen Aggressionen ausgesetzt, erinnert Evenimentul Zilei:
„Fest steht: Die Einsatzkräfte werden nicht deshalb verstärkt, damit diese ein Feuerwerk zu Weihnachten entfachen, sondern weil diese Kampfeinsätze durchführen sollen. Die Artillerie der Separatisten [in der Ostukraine] wird aufgestockt, während auf ukrainischer Seite die Zahl der Toten und Verletzten täglich steigt. Nach Angaben der ukrainischen Geheimdienste markieren die Art der Waffen und Truppen, die in die Region gebracht wurden, einen grundlegenden Wechsel: War man auf einen überwiegend defensiven, unterschwelligen und punktuellen Konflikt vorbereitet, geht es nun um einen konventionellen Konflikt, der weiträumig und langwierig ist. Das alles steht für wachsenden Druck und dafür, dass Russland die Ukraine instabil halten will.“