Kurssturz der türkischen Lira
Die türkische Lira ist zur Wochenmitte auf ein neues Rekordtief abgesackt, ein Euro kostet nun rund vier Lira. Terroranschläge und staatliche Willkür haben laut Analysten dazu geführt, dass Anleger ihr Geld aus der Türkei abziehen. Die Regierung hat aktuell andere Probleme, als sich um die Währungskrise zu kümmern, meinen einige Kommentatoren. Andere haben den Verantwortlichen für den Kursverfall längst identifiziert.
Im Land herrschen Unsicherheit und Willkür
Der Absturz der Lira ist großteils ein hausgemachtes Problem, meint die Financial Times:
„Die tödlichen Auswirkungen des Syrien-Konflikts wurden verschlimmert, weil die Türkei zunächst dschihadistische Netzwerke duldete und auch, weil Präsident Recep Tayyip Erdoğan die Chance auf Frieden im kurdischen Südosten des Landes opferte, um einen wahltaktischen Vorteil zu erlangen. Bei der nach dem Putschversuch im Juli gestarteten Säuberungsaktion gegen angebliche Unterstützer der Gülen-Bewegung regiert mittlerweile die Willkür. Die Auswirkungen auf das Unternehmertum sind beträchtlich. Die Festnahme von Führungskräften und die Beschlagnahmung von Vermögen unterbrechen Lieferketten. Staatsdiener zögern beim Unterschreiben alltäglicher Dokumente, weil sie fürchten, dass ihnen später die Beteiligung an einer Gülen-nahen Firma vorgeworfen werden könnte. Ausländische Investoren wiederum fürchten, dass ihre Partner verwickelt werden könnten.“
Regierung muss schleunigst Vertrauen aufbauen
Um den Kursverfall aufzuhalten, muss die türkische Regierung sofort und entschlossen ein Maßnahmenpaket auf den Weg bringen, fordert Milliyet:
„Präsident und Premier sollten aus ihrem eigenen Stab eine Person, der sie vertrauen, zu einer Art Kapitän machen. Der Kapitän trägt die Verantwortung für alle Wirtschaftseinheiten. ... Im Inneren ist es wichtig, dass das Volk Vertrauen hat. Im Ausland ist es wichtig, zu erklären, dass die Türkei gute Absichten hat und innerhalb welches Zeitraums sie mit dem Programm was genau erreichen wird. Dafür werden der Kapitän und sein Team nach der Erstellung des Programms im Westen Klinken putzen müssen. ... Seien wir realistisch: Für die Politiker bleibt keine Zeit, um sich neben Verfassungsänderung und Vorbereitungen auf das Referendum der Wirtschaft zu widmen. ... Und wir können nicht darauf warten, dass Terror und die Fetö-Plage oder die Entwicklungen in Syrien und dem Irak ein Ende haben.“