Belastungsprobe für Bosnien und Herzegowina
Die Republika Srpska, der serbische Landesteil Bosnien und Herzegowinas, hat am 9. Januar ihre Gründung gefeiert - mit so viel Aufwand wie bislang noch nie. Ende September hatten die Bürger in einem Referendum für den Erhalt des Nationalfeiertags gestimmt und sich damit einem Urteil des Verfassungsgerichts widersetzt. Kommentatoren der Region zeigen sich besorgt, dass sich niemand für diese Entwicklungen interessiert.
Die internationale Gemeinschaft gibt Bosnien auf
Mit der gesetzeswidrigen Feier ihres Gründungstages läutet die Republika Srpska unbehelligt den Zerfall Bosniens ein, schimpft Novi list:
„Auf dem Balkan, mitten in Europa, droht eine regionale Umstrukturierung gemäß den Parametern des neuen Kalten Krieges und keiner tut etwas. Europa hat ebenso wenig Energie für Bosnien übrig wie die Nato und die USA. Letztere haben schon zu Obamas Zeiten Bosnien aufgegeben und mit Trump wird sich die Situation noch verschlechtern. Der Rückzug der USA öffnet den Raum für Russland und das lässt sich Putin nicht entgehen, wie wir in Banja Luka sehen können. ... Die Abtrennung ist zum einzigen Sinn der Republika Srpska geworden, die der serbische Patriarch, der auch auf der illegalen und verfassungswidrigen Feier war, als 'Gottes Werk' bezeichnet. Und der ebenso angereiste serbische Präsident Tomislav Nikolić stimmt dem Traum seines 'Bruders Mile' [Milorad Dodik, Präsident der Republika Srpska] zu: der Vereinigung Serbiens mit der Republika Srpska.“
Als nächstes wird über Unabhängigkeit abgestimmt
Dass es in der Republika Srpska schon bald weitere Referenden geben könnte, fürchtet Delo:
„Das verfassungswidrige Referendum zum Nationalfeiertag der Republika Srpska ist noch nicht sanktioniert worden. Es ist nicht auszuschließen, dass aufgrund der nachgiebigen Reaktion der internationalen Gemeinschaft neue Volksabstimmungen folgen werden. Schließlich hat die Versammlung der Republika Srpska bereits für die Organisation einer Volksabstimmung über das Justizsystem Bosniens und Herzegowinas gestimmt. Auf der Tagesordnung könnte demnächst außerdem eine Volksabstimmung über die Unabhängigkeit der Republika Srpska stehen, obwohl diese 'göttliche Schöpfung' auch durch ethnische Säuberungen und Genozid entstanden ist. Das wäre für Bosnien und Herzegowina ein schlechtes Szenario.“