IS-Terror im Iran
Die IS-Miliz hat den Anschlag auf das Parlament und das Khomeini-Mausoleum in Teheran am Mittwoch für sich reklamiert. Das wäre die erste Attacke der sunnitischen Terroristen gegen die schiitische Vormacht im Nahen Osten. Die iranischen Revolutionsgarden machten Saudi-Arabien und die USA mitverantwortlich. Wie kann eine weitere Eskalation der Gewalt zwischen Sunniten und Schiiten verhindert werden?
Naher Osten muss geschlossen kämpfen
Der Terroranschlag im Iran zeigt, wie dringend ein gemeinsames Vorgehen der Länder der Region gegen die IS-Miliz gebraucht wird, glaubt der Tages-Anzeiger:
„Den Terror in den Iran zu tragen, hat der IS schon oft versucht. Nun, im Ramadan, konnten die Sicherheitskräfte, anders als bei vorherigen Versuchen, die Attacken nicht verhindern; von Dutzenden verhinderten Angriffen sprach der Innenminister. Der IS hat bisher wenig Erfolg gehabt, sunnitische Muslime im Iran zu rekrutieren. Der Terror des IS kann nur wirkungsvoll bekämpft werden, wenn es gelingt, den Irak und Syrien zu befrieden und zu stabilisieren. Dafür müssten alle Staaten der Region zusammenarbeiten - auch mit dem Iran. Danach allerdings sieht es derzeit leider nicht aus, eher nach neuen Bruchlinien und Konflikten, befeuert auch von der dilettantischen Nahostpolitik von US-Präsident Donald Trump.“
Nicht von IS-Miliz spalten lassen
Durch den Anschlag in Teheran wird der Konflikt zwischen dem Iran und den Golfstaaten weiter angeheizt, analysiert The Daily Telegraph:
„Mit der Wahl des Ziels und des Zeitpunkts hat der IS erneut seine Fähigkeit unter Beweis gestellt, die Spannungen unter seinen Feinden für seine Zwecke auszunutzen. Er bringt sie gegeneinander auf, um sich selbst mehr Manövrierfähigkeit zu verschaffen. ... Teherans Reaktion auf den Terroranschlag wird vermutlich eine Eskalation der Spannungen mit Riad beinhalten. Das könnte den diplomatischen Graben mit Katar vertiefen, was Aufmerksamkeit und Ressourcen der Golfstaaten in Anspruch nehmen würde. Durch das aktive Auseinanderdividieren seiner vielen Feinde hat es der IS in den vergangenen Jahren geschafft, eine bestimmte Rolle einzunehmen und zu behalten: Er ist das Problem aller, aber für niemanden oberste Priorität.“
Heuchlerischer Westen verbrennt sich die Finger
Wer jetzt im Westen vor der Gefahr warnt, die von Saudi-Arabien ausgeht, hat etwas Entscheidendes vergessen, erinnert Avvenire:
„Als Antwort auf die Verschiebung der alten Gleichgewichte haben die Sunniten im Nahen Osten einen strategischen Pakt mit Ländern des Westens geschlossen, die nicht zögerten, ihnen Waffen jeder Art zu liefern. ... Nun plötzlich vor der 'wahhabitischen Gefahr' zu warnen, ist geradezu peinlich, nachdem sich der Westen drei Jahrzehnte lang wie die drei Äffchen verhalten hat: Er wollte nicht sehen, nicht hören, nicht reden, während er den Ölmonarchien - der Wiege des militanten Wahhabismus - zujubelte und sie unterstützte, und gleichzeitig alle Arten von Sanktionen gegen den schiitischen Iran verhängte. Wir haben in einem Konflikt mitgemischt, von dem wir so gut wie nichts verstanden haben und drohen uns nun die Finger zu verbrennen.“