Welchen Wert hat kostenloses Schulessen?
Gratis-Essen in finnischen Schulen gilt zwar als Errungenschaft des Sozialstaats, könnte bei den Schülern aber auch die Geringschätzung von Nahrungsmitteln verstärken, erklärt ein von der Regierung in Auftrag gegebener Bericht. Eine Wiedereinführung der Kostenpflicht gefährdet aber die Chancengleichheit im Bildungsbereich, warnen Kommentatoren und nehmen in Sachen Wertschätzung die Familien in die Pflicht.
Rückschritt für Bildungschancen
Das Schulessen wieder kostenpflichtig zu machen, hält Helsingin Sanomat für riskant:
„Das Schulessen weckt schnell Emotionen. Mal ist es schlecht, dann wieder kann es gerade montags nicht genug davon geben. Natürlich gibt es Qualitätsunterschiede, denn die Gemeinden und andere beteiligte Institutionen geben dafür unterschiedlich viel Geld aus. … Im jüngsten Bericht zur Lebensmittelkette wurde die Kostenpflicht als Maßnahme genannt, um die Wertschätzung des Essens zu steigern. … Eine Bezahlung für das Essen zu verlangen, wäre jedoch ein Rückschritt in Bezug auf die Gleichberechtigung von Familien und die Chancengleichheit bei der Bildung.“
Hände weg von dieser Errungenschaft
Das kostenlose Schulessen ist nicht nur ein international anerkanntes Symbol der nordischen Wohlfahrtsstaaten, sondern für viele Kinder auch der wichtigste Garant einer ausgewogenen Ernährung, erinnert Aamulehti:
„Finnland und Schweden sind die einzigen europäischen Länder, die kostenloses Schulessen anbieten. Die Speisen mögen zwar bei den Schülern nicht die ihnen gebührende Wertschätzung genießen, international erkennt man den Wert aber durchaus an. Das Schulessen ist ein Symbol des Wohlfahrtsstaates. Ohne es könnten viele Familien ihren Kindern kein so ein abwechslungsreiches Essen bieten. Die Debatte über die Wertschätzung des Essens muss zu Hause geführt werden, wo noch immer viele Nahrungsmittel verschwendet werden.“