Nikosia und Athen streiten mit Ankara um Erdgas
Nur eine Woche nach dem Scheitern der Zypernverhandlungen sind die Konfliktparteien in der Frage der Nutzung der Gasvorkommen im Mittelmeer aneinander geraten: Im Auftrag Nikosias finden seit dem Wochenende Probebohrungen in zyprischen Gewässern statt. Ankara schickte ebenfalls ein Forschungsschiff dorthin und hat vergangene Woche eine Marineübung westlich von Zypern abgehalten. Wie gefährlich ist die Situation?
Hellenen müssen Zypern verteidigen
Die griechische Tageszeitung Dimokratia fürchtet türkische Provokationen und beschwört die Einheit der Hellenen in Griechenland und Zypern:
„Falls es zu Spannungen kommt oder sogar zu einem Vorfall oder gar zu einem vollständigen Bruch mit der Türkei, wird keiner unserer Verbündeten materielle und personelle Ressourcen opfern, um unsere Heimat zu verteidigen. Dies ist glücklicherweise Pflicht, Privileg und Mission der Hellenen. Da man die Entwicklungen nicht vorhersehen kann, müssen die Politiker des Landes die Einheit des Hellenismus zum Ausdruck bringen. Dazu sollen sie sich in einer Parlamentssitzung auf eine Resolution über das selbstverständliche Recht unseres Landes sowie der Republik Zyperns einigen, ihre eigenen Bodenschätze zu nutzen.“
Bitte gelassen bleiben!
Die zyperngriechische Tageszeitung Politis ruft hingegen dazu auf, ruhig Blut zu bewahren:
„Die Probebohrungen im Block 11 hängen direkt mit den Verhandlungen über eine Lösung des Zypernproblems zusammen, sie sind aber nicht das wichtigste Kriterium für die Lösung oder das vollständige Scheitern. Seit Jahren plant die Republik Zypern Bohrungen in der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) und zumindest verbal wurden die Zyperntürken nicht von einer künftigen Nutzung der Kohlenwasserstoffe ausgeschlossen. Es bleibt abzuwarten, wie Ankara die Energiefrage als ein Instrument verwenden wird, um den Dialog für die Lösung des Zypernproblems wiederaufzunehmen oder einen Plan B zu verfolgen.“