Was darf der Transfer von Fußballern kosten?
Der brasilianische Fußballstar Neymar wechselt für die Weltrekord-Ablösesumme von 222 Millionen Euro vom FC Barcelona zu Paris Saint-Germain. Während einige Kommentatoren kein Problem mit der Summe haben, kritisieren andere Tricks und Geldmacherei im Fußball.
Klarer Fall von Angebot und Nachfrage
Die Aufregung über die Rekordtransfersumme kann der Kolumnist Sean O’Grady von The Independent nicht verstehen:
„In Wahrheit gibt es so etwas wie 'faire Bezahlung' ja nicht. Unsere Bezahlung ergibt sich aus dem freien Wirken von Angebot und Nachfrage. Ein nützlicher Nebeneffekt ist, dass wir eine produktive Marktwirtschaft schaffen. ... Wenn Menschen bereit sind, dafür zu bezahlen, anderen beim Fußballspielen zuschauen zu dürfen, und das dazu führt, dass Fußballer irre Summen bezahlt bekommen, dann ist es nicht Aufgabe des Staates, sie daran zu hindern.“
Sieg des Geldes
Geld regiert den Profisport, stöhnt L'Echo resignierend:
„Fußball ist nichts anderes mehr als ein riesiges Business. Entweder man akzeptiert die (nicht existenten) Spielregeln (und denkt doch zweimal darüber nach bevor man ein Stadion betritt oder den Fernseher einschaltet). Oder man sucht sich etwas anderes. Alternativen zum Prinzip von Angebot und Nachfrage? Andere Sportarten haben den Versuch gewagt. Bilanz: Sei es auf dem Eis, auf dem Asphalt oder auf den Parkettböden der NBA (der Liga mit den höchsten Gehältern der Welt) - 2017 siegt das Geld.“
Gerichte müssen Tricksereien verhindern
Der Standard sieht die Glaubwürdigkeit der Uefa auf dem Spiel:
„Der europäische Fußballverband Uefa hat sich dem Financial Fairplay verschrieben, um genau solche Auswüchse zu verhindern. Demnach dürfen Vereine innerhalb von drei Jahren einen Transferverlust von maximal 30 Millionen Euro schreiben. Weil aber Paris Saint-Germain, das Neymar vom FC Barcelona holt, unmöglich Spieler im Wert von mehr als 180 Millionen verkaufen kann, entlohnen die katarischen Besitzer der Pariser Neymar derart fürstlich - offiziell als Botschafter der WM 2022 -, dass er sich selbst von den Katalanen freikaufen kann. Lässt die Uefa Neymar und dessen Berater diesen Trick durchgehen, führt sie sich selbst ad absurdum. Dann bleibt nur noch die Hoffnung auf Steuerbehörden und ordentliche Gerichte.“