Notenbankertreffen in Jackson Hole
Führende Notenbanker und Ökonomen aus aller Welt kommen diese Woche zu ihrem jährlichen Treffen im US-amerikanischen Jackson Hole zusammen. Viele sind verunsichert, ob sie an den niedrigen Zinsen und milliardenschweren Kaufprogrammen von Staatsanleihen festhalten sollen. Ganz eigene Erwartungen an die Geldpolitiker formulieren Kommentatoren.
Die Zeit der Dollar-Weltherrschaft ist vorbei
Die Notenbankchefs sollten den Euro statt des Dollars zur neuen Weltwährung machen, meint die Wiener Zeitung:
„Trump befördert die USA global in eine Außenseiterrolle. Der Dollar als Weltwährung lebt von der Leitfunktion der USA. Vielleicht ist die Zeit der Dollar-Weltherrschaft tatsächlich vorbei - Russland, China und Japan werden nichts dagegen haben. Wenn dem so ist, müsste Europa allerdings nachlegen. Alle wichtigen Rohstoffe notieren in Dollar. Das ist bei einem Wechselkurs von 1,18 Dollar für 1 Euro zwar günstig für Rohstoff-Importeure, aber vor wenigen Monaten hat es bei 1,04 Dollar anders ausgesehen. Wenn die Argumente der Analysten stimmen, dann sollte die EU die Gunst der Stunde nutzen: Euro-Notierungen der wichtigsten Rohstoffe würden die europäische Industrie stabilisieren.“
Geldpolitiker müssen Gesellschaft retten
Beim Treffen der Notenbanker geht es nicht nur um Geldpolitik, glaubt Die Presse:
„Unser Wirtschaftssystem ist aus der Balance geraten und leidet an Gleichgewichtsstörungen. Das bremst nicht nur Wachstum, Produktivität und Massenwohlstand. Das führt auch zu bedenklichen politischen Entwicklungen. Das in der Bevölkerung immer weiter verbreitete Gefühl, abgehängt zu werden, hat schließlich Donald Trump ins Weiße Haus gebracht, den britischen Brexit-Unfall befeuert und hievt europaweit Rechts- und Linkspopulisten in einflussreiche politische Positionen. Wenn es nicht gelingt, diese Gleichgewichtsstörungen (die durch die lockere Geldpolitik der Notenbanken noch verstärkt werden) in überschaubarer Zeit zu behandeln, dann wird es die Gesellschaft zerreißen.“