Wie eng sind Orbán und Putin?
Bei einem erneuten Besuch des russischen Präsidenten Putin in Ungarn demonstrierten er und der ungarische Premier Orbán ihr freundschaftliches Verhältnis. Viele Beobachter werteten das Treffen als Zeichen dafür, dass sich die EU-kritische Orbán-Regierung Russland zuwende. Dass Orbán sich von Putin einspannen lasse, weisen ungarische Kommentatoren jedoch scharf zurück.
Ungarn ist keine Marionette Putins
Ungarn ist kein verkappter Vorposten Russlands in der EU, verteidigt Kommentator Gyula Máté T. auf dem Blogportal PestiSrácok.hu die ungarische Regierung:
„Erstens: Stimmt es, was Kritiker behaupten? Dass Ungarn zu einer Kolonie Russlands geworden ist? Nein! Dass russische Firmen den Ausbau des Atomkraftwerks in Paks durchführen, ist im nationalen Interesse Ungarns. Es geht hier auch um die Frage, wie man neu errichtete Reaktorblöcke mit dem bestehenden, auf russischer Technologie basierenden Kraftwerk kompatibel macht. ... Zweitens: Haben die Kritiker recht, wenn sie uns als Trojanisches Pferd Putins in der EU bezeichnen? Wäre dem so, wäre unsere Leistung ziemlich mager. Ungarn hat keine einzige gegen Russland gerichtete Entscheidung in Brüssel torpediert. Weder in Sachen Sanktionen noch in puncto Ukraine.“
Orbáns Loyalität ist ganz pragmatisch
Die regierungskritische Tageszeitung Magyar Nemzet erklärt, welches Interesse Putin an einer guten Beziehung zu Orbán hat:
„Moskau will Ungarn nicht wieder kolonisieren, es sucht vielmehr nach Partnern in Europa, um zu beweisen, dass die Isolationspolitik der EU gegenüber Russland gescheitert ist. Hierbei kommen Putin die schrillen, EU-feindlichen Töne Orbáns genauso zugute wie dessen Verständnis für die Politik Russlands. Wenn Orbáns Loyalität nicht ganz ehrlich sondern vielmehr pragmatisch begründet ist, ist das nicht weiter problematisch. Ein Veto gegen die Russland-Sanktionen der EU wird Budapest jedenfalls nie einlegen. ... Gleichwohl ist es bedenklich, dass die Regierung Orbán ein demonstrativ respektvolles Verhältnis zu Russland pflegt während sie sich gegenüber Brüssel und ihren EU-Partnern immer wieder zu harschen Tönen hinreißen lässt.“