Diplomaten-Kleinkrieg zwischen USA und Russland
Der diplomatische Zwist zwischen den USA und Russland geht weiter. Am Donnerstag ordnete das US-Außenministerium die Schließung des russischen Konsulats in San Francisco sowie zweier Handelsvertretungen an. Indes schickt Moskau mit Anatoli Antonow einen Hardliner als neuen Botschafter in die USA. Für Kommentatoren alles Hinweise, wie schlecht es um das Verhältnis der beiden Großmächte bestellt ist.
Moskau hat keine Illusionen mehr
Auf russischer Seite ist die Nominierung des neuen Botschafters ein Zeichen dafür, dass man sich auf eine dauerhafte Konfrontation mit Washington einstellt, analysiert Magyar Nemzet:
„Der 62-jährige Anatoli Antonow hat einst noch die beinharte sowjetische Diplomatenschmiede durchlaufen. ... Nicht von ungefähr bezeichnen ihn US-amerikanische Medien als Hardliner, ja sogar 'Bullterrier'. Mit Antonow wird die russische Diplomatie in den USA noch aggressiver auf die eigenen Interessen pochen. Antonow ist einer, der zu 100 Prozent die Vorgaben aus dem Kreml erfüllt. ... Seine Ernennung deutet darauf hin, dass der Kreml im Hinblick auf die russisch-amerikanischen Beziehungen keine Illusionen mehr hegt: Er erwartet ein Fortbestehen der Konfrontation und mithin tiefe Spannungen zwischen den zwei Großmächten.“
Zahn um Zahn
Trump reagiert nun darauf, dass Putin im Juli die Ausweisung von 755 US-Diplomaten anordnete - nur hat nicht Moskau sondern Washington mit dem Diplomaten-Krieg begonnen, erinnert La Stampa:
„Putin hat [diesen Juli] auf die Anordnung von Barack Obama vom Dezember 2016 geantwortet, mit der dieser 35 Moskauer Diplomaten auswies. Ein Vergeltungsschlag im Cyberkrieg, den - laut CIA, FBI und NSA - die russischen Geheimdienste angezettelt hatten, um den Wahlkampf für das Weiße Haus 2016 zu beeinflussen. Damals verzichtete Putin großherzig auf Gegenmaßnahmen, vertraute er doch darauf, in Trump bald einen zugänglicheren Ansprechpartner zu haben. … Doch schon bald saß Trump wegen der Russlandaffäre in der Klemme und der Kongress zwang ihn zu neuen Sanktionen gegen Russland. ... Es gibt zu viele Interessen und Intrigen, als dass die beiden Präsidenten eine Phase der Entspannung einläuten könnten.“