Schwächt Machtkampf den Front National?
Nach einem Zerwürfnis mit Chefin Marine Le Pen hat der Vize-Vorsitzende den Front National verlassen. Florian Philippot, bislang wichtiger Stratege und Vertreter des sich modern gebenden Flügels der Partei, trat zurück, nachdem Le Pen ihn de facto entmachtet hatte. Journalisten skizzieren, was der Eklat für die politische Landschaft Frankreichs bedeutet.
Was Le Pen nun beweisen muss
Nun allein an Bord, steht FN-Chefin Marine Le Pen vor einer Reihe von Problemen, analysiert Le Figaro:
„Ihre schwache Leistung im Wahlkampf vor der Stichwahl hat ihrem Ansehen geschadet. Ihr Zögern gegenüber den Provokationen Florian Philippots haben Zweifel an ihrer Durchsetzungsfähigkeit aufkommen lassen. Dass es ihr zudem schwerfällt, in der politischen Debatte präsent zu sein - die Rolle des Oppositionsführers hat sie Jean-Luc Mélenchon überlassen - macht skeptisch. Kampf gegen Zuwanderung, gegen Islamismus und Unsicherheit, Verteidigung der Interessen der Einzelhändler. … Der FN ohne Philippot will zu seinen Steckenpferden zurückkehren. Sich gewissermaßen wieder den Quellen des Vaters zuwenden. Die Tochter muss noch beweisen, dass sie in der Lage ist, die Partei zu modernisieren.“
Mélenchon der lachende Dritte
Von der Krise des Front National profitiert vor allem der linke Jean-Luc Mélenchon, glaubt der Frankreich-Korrespondent der taz, Rudolf Balmer:
„Seine Bewegung, La France insoumise, hat in der französischen Politik als Opposition heute kaum Konkurrenz, und schon gar nicht von ganz rechts. Die von internen Problemen absorbierte Marine Le Pen ist praktisch unhörbar geworden. Mélenchon, der es im Unterschied zu ihr nicht ins Finale der Präsidentschaftswahlen geschafft hatte, bekommt seine Revanche. Er führt jetzt fast solo als Gegner von Präsident Emmanuel Macron den politischen Widerstand gegen die liberalen Arbeitsrechtsreformen an.“