IS-Terrormiliz verliert Hochburg Rakka
Eine arabisch-kurdische Allianz hat nach eigenen Angaben die syrische Stadt Rakka eingenommen, die als Hochburg der IS-Terrormiliz galt. Kommentatoren freuen sich über den Fall des Propaganda-Zentrums. Sie fürchten allerdings, dass im Bürgerkriegsland Syrien bald eine neue Terrorgruppe auftaucht.
Terroristen aus Propaganda-Zentrum vertrieben
Mit ihrer Hochburg Rakka entreißt man den Terroristen ein wichtiges Propaganda-Instrument, glaubt ABC:
„Ein so globales Phänomen wie der bewaffnete Dschihadismus braucht nicht immer einen konkreten Ort, um seine perversen Pläne umzusetzen, sondern kann - wie wir leider erlebt haben - an vielen Orten gleichzeitig zuschlagen. Und doch ist der Verlust von Rakka für die IS-Terroristen propagandatechnisch ein schwerer Rückschlag. Nun können sie nicht mehr Anhänger aus aller Welt aufrufen, sich in diesem Territorium anzusiedeln, wo sie ihre blutige theokratische Diktatur errichteten. ... In den vergangenen Jahren konnten sie hier ihre Grausamkeiten vorführen und damit beweisen, dass sie in einem Teil der Welt ihre eigenen Gesetze machen. Nun sind sie zum Streunen verdammt, um sich vorm Feind zu verstecken.“
Neuer geopolitischer Konflikt droht
Der IS ist zurückgedrängt, doch Frieden wird es in der Region so bald nicht geben, fürchtet die taz:
„Wie sich bereits Kurden und die schiitische Zentralregierung im Irak um die Ölregion Kirkuk streiten, könnte es in Syrien nun zwischen Assad-Truppen, Russen und iranischen Milizen auf der einen, den USA und den Kurden auf der anderen Seite zum Kampf um die syrischen Ölgebiete in der Provinz Deir es-Zor kommen. ... Die Truppen des IS sind besiegt, doch der Grund, warum er in Syrien und dem Irak stark werden konnte, besteht nach wie vor: In beiden Ländern fühlen die Sunniten sich politisch und wirtschaftlich unterdrückt. Scharmützel zwischen den USA und dem Iran bringen keine tragfähige Nachkriegsordnung hervor. Sie sorgen nur dafür, dass Syrien eine instabile Todeszone bleibt, in der demnächst die nächste Terrortruppe scheinbar aus dem Nichts auftaucht.“
Jetzt muss wieder Syrien in den Fokus rücken
Nach dem Fall der IS-Hochburg Rakka warnt De Tijd vor voreiligem Jubel:
„Der Fall der 'Hauptstadt' des selbst ausgerufenen Kalifats ist ein großer symbolischer Erfolg, doch die Terrormiliz verfügt noch über ein ausländisches Netzwerk von Dschihad-Kämpfern und auch digital wird die Botschaft des IS weiter verbreitet. ... Für den syrischen Konflikt bedeutet der Fall von Rakka auch keinen Durchbruch. ... Nachdem der IS militärisch besiegt ist, ist nun der Moment da, um wieder diplomatische Verhandlungen zu starten. Das wird nicht einfach, denn der gemeinsame Feind ist nicht mehr da. Jetzt muss eine Lösung gefunden werden für den Krieg, der schon länger als sechs Jahre dauert und so viele zivile Opfer gekostet hat.“