450 Millionen Dollar für ein Werk von da Vinci
Im New Yorker Auktionshaus Christie's ist am Mittwoch ein Gemälde von Leonardo da Vinci für die Rekordsumme von 450 Millionen Dollar versteigert worden. Der Name des Käufers des Salvator mundi genannten Jesus-Bildnisses ist unbekannt. Den bisherigen Rekordpreis bei einer öffentlichen Versteigerung hatte ein Picasso-Gemälde erzielt, das 2015 für 180 Millionen Dollar verkauft wurde. Was bestimmt den Wert der Kunst?
Gemälde verkommen zu Anlageobjekten
Der Rekordpreis für den Salvator mundi ist eine Folge der weltweiten Niedrigzinspolitik, findet die Wiener Zeitung:
„Kunsthändler Lawrence Luhring resümierte die Leonardo-Auktion bei Christie's, die dieses Ergebnis brachte, mit den Worten: 'Es gibt einfach zu viel Geld auf der Welt.' Man könnte anmerken: Vor allem gibt es zu viel billiges, nämlich zinsenloses Geld. Es ist eine Illusion, dass es bei solchen Summen noch um Kunst geht. Ob es Immobilien- oder Kunstspekulationen sind, ist nämlich gleichgültig. Kunstwerke sind heute vor allem Wertanlagen - und zwar, neben Gold und Diamanten, die beständigsten. Denn im Gegensatz zu Gebäuden, Yachten und Autos nützen sie sich kaum wertmindernd ab, und anders als Grundstücke sind sie transportierbar.“
Der Wert von Kunst ist nicht monetär
Hohe Preise sollten nicht den Blick für den wahren Wert von Gemälden trüben, warnt der Tages-Anzeiger:
„Hand aufs Herz: Wenn der 'Salvator mundi' in der Sammlung des hiesigen Kunsthauses hängen würde, ohne Namensplakette - wie viele von uns würden dann daran vorbeigehen, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen? Der neue Besitzer des 'Salvator' mag eine neue Preisspitze definiert haben. Wir aber, die wir dem Dollarzeichen mehr vertrauen als dem Gefühl, ob uns ein Kunstwerk berührt, riskieren einen Ausverkauf unseres kulturellen Kompasses. Wir täten gut daran, dem ganzen Kunstmarkthype mit etwas mehr Coolness zu begegnen - und Werke, egal ob teuer oder nicht, einfach mal wieder anzusehen. Und uns zu fragen: Was will es uns wohl sagen?“