Warum sich Ex-Informanten erklären sollten
Die Tageszeitung Neatkarīgā zeigt Verständnis für den Schritt des Autors:
„Rokpelnis, Mitglied der lettischen Sozialdemokraten, leistete schon vor vier Jahren eine Art von Abbitte, indem er gegenüber den Mitgliedern der Vertrauenskommission seiner Partei die Zusammenarbeit mit dem KGB zugab: 'Ich habe Angst, zu sterben, ohne mich erklärt zu haben', schrieb er. Viele sind schon tot und werden ihre Zusammenarbeit mit der Tscheka nicht mehr zugeben können. Deshalb ruft der Dichter die Lebenden auf: Befreit eure Seele von den Qualen. Legt ein Geständnis ab, es wird euch erleichtern. ... Rokpelnis fürchtet, dass Einzelne sogar in den Selbstmord getrieben werden könnten, sollten die KGB-Archive plötzlich ins Internet gestellt werden.“
Kollaborateur aus Überzeugung
Der Dichter Edvīns Raups hingegen kritisiert in Latvijas Avīze den geständigen Jānis Rokpelnis:
„In den 1980er-Jahren war die Stalin-Ära vorbei und wer sich weigerte für den KGB zu arbeiten, wurde nicht mehr erschossen oder nach Sibirien deportiert. Ja, es war möglich jemandem Auslandsreisen zu verbieten oder ihm einen Strich durch die Karriere zu machen. ... Doch damit will sich Rokpelnis in der Presse oder vor den TV-Kameras gar nicht rechtfertigen. Er war einverstanden, den KGB mit Informationen zu versorgen. Oder, wie er selbst sagt, die Lage im Umfeld der Schriftsteller zu analysieren. ... Warum schweigt Lettlands Schriftstellerverband noch immer zu diesem Fall? Ist die Zusammenarbeit mit der Tscheka keine verwerfliche Handlung?“