Seit hundert Jahren nur leere Versprechen
Die Autonomieforderungen sind hundert Jahre nach der Vereinigung Siebenbürgens mit Rumänien angebrachter denn je, findet Krónika:
„Gerade das Jubiläumsjahr der Großen Vereinigung würde nahelegen, dass die ungarische Minderheit das Thema Autonomie thematisiert. Zur Erinnerung: In der Erklärung der Großen Vereinigung 1918 ist das Selbstbestimmungsrecht der Ungarn in Rumänien festgeschrieben. Freilich haben die rumänischen Historiker diese Tatsache bisher tunlichst ignoriert. ... Die Thematisierung der Autonomiefrage ist ferner deshalb wichtig, weil sie der sich in Selbstbeweihräucherung ergehenden rumänischen Gesellschaft einerseits, und der internationalen Staatenwelt andererseits Folgendes vor Augen führt: Entgegen der offiziellen Beschwörungen Rumäniens, wonach die Minderheitenrechte im Land vorbildlich seien, ist die Situation der Minoritäten noch immer nicht zufriedenstellend.“
Ganz Osteuropa krankt an rechtem Gedankengut
Die Reaktion der rumänischen Regierung auf die ungarischen Autonomiebestrebungen ist symptomatisch für Osteuropa, erklärt Új Szó:
„Angesprochen auf die Minderheitenautonomie droht der rumänische Premier im Jahr 2018 tatsächlich mit dem Galgen. Diese Herangehensweise ist bezeichnend und deutet darauf hin, dass der östliche Teil der EU den politischen Stil der 1990er Jahre immer noch nicht überwunden hat. Ganz im Gegenteil, der Erfolg der rassistischen Partei von Tomio Okamura in Tschechien, der Vormarsch des Rechtsradikalen Kotleba in der Slowakei und die mit antisemitischer Symbolik unterfütterten Hasskampagnen in Ungarn zeigen, dass in Osteuropa in Sachen Minderheiten noch Vieles im Argen liegt. ... Die rüde Reaktion des rumänischen Premiers ist also kein Einzelfall, sondern vielmehr ein schmerzliches Symptom für die Krankheit einer ganzen Region.“
Ungarn jammern auf hohem Niveau
100 Jahre nach der Vereinigung Siebenbürgens mit Rumänien wollen die ungarischen Parteien die Aufmerksamkeit auf sich lenken, meint Historiker Marius Diaconescu auf dem Blogportal von Adevârul:
„Das Jubiläumsjahr ist - ob wir wollen oder nicht - eine gute Gelegenheit für Patriotismus-Diskurse. Der beste Weg für die Ungarn ist, sich selbst zum Opfer zu stilisieren. … Auch wenn sie Probleme erfinden, die es gar nicht gibt. Denn die Leute lesen nur noch Sensationsmeldungen, Analysen gibt es keine mehr. Glauben Sie, wenn die Ungarn darüber klagen, dass sie keine Autonomie haben, fragt noch jemand, ob sie Bürgermeister, Kreisräte und Kreisratschefs haben? Bedeutet das nicht schon Selbstverwaltung? Wenn sie all das schon haben, was wollen unsere ungarischen Landsleute dann noch mehr?“
Landkarte wird bereits zerstückelt
Dass die Pläne der drei Parteien schon sehr konkret sind, befindet die national-konservative Tageszeitung Jurnalul National:
„Sie haben als Territorium für die autonome Region bereits jene Gegend ausgewählt, wo sie einst Szeklerstühle besaßen [Gerichts- und Körperschaft der Szekler, die weitreichende Autonomie hatten], ohne die wirtschaftlichen Veränderungen und Bevölkerungsverschiebungen des letzten Jahrhunderts in Betracht zu ziehen. … Sie zerstückeln bereits die rumänische Landkarte, um das Thema als vorrangigen Punkt auf die nationale Agenda zu setzen. Die Forderung wirkt wie ein Ablenkungsmanöver, um im Jubiläumsjahr zu sagen, dass die Ungarn seit der Bildung Großrumäniens [von 1919 bis 1940 erreichte Rumänien seine größte Ausdehnung] eine Politik der Verbannung und Assimilierung durch die mehrheitlichen rumänischen Unterdrücker erdulden mussten.“