Anastasiades bleibt Zyperns Staatschef
Amtsinhaber Nikos Anastasiades hat die Präsidentschaftswahl in Zypern für sich entschieden. Mit rund 56 Prozent setzte sich der Konservative gegen den linksgerichteten Unabhängigen Stavros Malas durch. Kommentatoren erwarten, dass Anastasiades nun eine Lösung in der Zypernfrage vorantreibt.
Status quo ist keine Option mehr
Die für Anastasiades anstehenden Herausforderungen in seiner zweiten Amtszeit beschreibt Cyprus Mail:
„Niemand hat während des Wahlkampfs über das Zypern-Problem gesprochen, aber jetzt, da er ein neues Mandat bekommen hat, wird der Druck auf ihn steigen, endlich eine Entscheidung zu treffen: für die Wiedervereinigung oder für die Teilung Zyperns. Der Status quo wird keine Option sein, vor allem, weil der UN-Sicherheitsrat im Sommer über die Zukunft der Friedensmission in Zypern diskutieren wird. Vielleicht wird Anastasiades in der Lage sein, die anstehenden harten Entscheidungen zu treffen, denn einen Ausweg in eine Neuwahl wird er nicht suchen.“
Endlich an Zweistaatenlösung arbeiten
Das Wahlergebnis ist irrelevant, wenn sich beide Seiten im Zypernkonflikt nicht auf neue Optionen einlassen, meint Hürriyet Daily News:
„Solange die Zyperngriechen auf der Formel 'Null Garantien, null Soldaten' bestehen und für die Zyperntürken - auch wenn ihre Führung 'Ja' zu solchen Forderungen sagen sollte - weiterhin die militärische Präsenz der Türkei als Garantiemacht die Conditio sine qua non jeder Verhandlung ist, kann es da eine föderale Einigung geben? Nach 50 Jahren gescheiterter Föderationsgespräche zu Zypern sollte es an der Zeit sein, die Option von zwei Staaten in der EU in Betracht zu ziehen - natürlich mit einer Klausel, die beiden Staaten die Vereinigung mit anderen Ländern verbietet. Hat es sonst irgendeine Bedeutung, welchen Namen der zyperngriechische Staatsführer trägt?“
Das Volk muss die Dinge in die Hand nehmen
Die Zukunft des Landes hängt nicht vom Ausgang der Stichwahl ab, sondern davon, ob sich die Zyperngriechen zusammentun, um gemeinsame Lösungen zu finden, ermahnt Simerini:
„Dieses Volk wird auf die eine oder andere Weise einen neuen Präsidenten haben. Neue Hoffnung gibt es jedoch nicht. Auch keinen neuen Kurs. Und kein neues Leben. Gelingt es den Bürgern, ihre Politiker dazu zu bringen, sich zu zusammenzutun und so lange zu beraten, bis sie Lösungen für die Überlebensfragen des zyprischen Hellenismus finden? Kann die politische Führung dieses Landes den tragischen Verlauf der Geschichte dieses Volks erkennen und gemeinsam neue Überlebenswege auftun? Dies hängt nicht von anderen ab. Es ist abhängig von der Reife und dem Patriotismus der Zyperngriechen.“
Die Politiker spüren die Ohrfeige nicht
Dringendes Hauptanliegen aller Beteiligten müsste es sein, etwas am Politikverdruss und der damit verbundenen geringen Wahlbeteiligung zu ändern, fordert Phileleftheros:
„In einem Land, das zwar das Sparmemorandum nicht aber die Krise überwunden hat und das eine offene Wunde in der Zypernfrage hat, beteiligten sich 154.927 von 550.876 Stimmberechtigten nicht an der Wahl. Diese Zahl ist ein harter Schlag für die Politiker. Aber sie spüren ihn wohl nicht. Denn abgesehen von ein paar Randbemerkungen tun sie nichts dafür, etwas an den Ursachen für die Abscheu gegen Politiker und ihre Mitarbeiter zu ändern. Man überzeugt die Bürger nicht davon, ihr Wahlrecht auszuüben. ... Die Tendenz des Nichtwählens scheint sich fest zu etablieren.“