Präsident ist größter Waffenlobbyist
Völlig fassungslos reagiert die Frankfurter Rundschau:
„Geht es nicht noch absurder? Müsste man nicht auch die Schüler bewaffnen - und mit dem Schießtraining so früh wie möglich beginnen, also sobald der Nachwuchs in der Lage ist, ein Gewehr zu halten? Es ist dann nicht mehr weit bis zu dem Vorschlag, der kürzlich auf der Satire-Seite Postillon zu lesen war: Verbieten wir nicht Waffen, sondern Schulen. Das ist pechschwarzer Humor. ... Keiner von Trumps sonstigen Vorschlägen - Schnellfeueraufsätze für halbautomatische Gewehre zu verbieten oder Waffenkäufer zu überprüfen - ist auch nur ein Schritt in die richtige Richtung. Im Gegenteil: Der US-Präsident ist nicht nur der mächtigste Verbündete der Waffenlobby, er ist auch ihr bester Verkäufer.“
Nächste Katastrophe nur Frage der Zeit
Die Häufigkeit von Massenschießereien zeigt das Versagen der US-Politik, urteilt Der Standard:
„[Deren Empathie] gilt vielmehr der Waffenlobby. Es ist gleichermaßen erschütternd wie inakzeptabel, dass es in vielen Jahrzehnten keine US-Waffengesetznovellierung mit Augenmaß gegeben hat - ganz egal, ob die Republikaner die Mehrheit im Kongress hatten, wie jetzt unter Donald Trump, oder ob es die Demokraten waren, die diese Chance zuletzt unter Bill Clinton und Barack Obama verstreichen ließen. Solange es für Jugendliche leichter sein wird, ein Sturmgewehr zu kaufen als ein Sixpack Bier, so lange ist die nächste Katastrophe nur eine Frage der Zeit. Daran werden auch bewaffnete Lehrer nichts ändern können.“
Fast wie die MeToo-Bewegung
Jyllands-Posten hofft, dass jetzt ein Wendepunkt erreicht ist:
„Was gerade geschieht, kann alles ändern. Überlebende aus der Schule, mit der 17-jährigen Emma Gonzalez an der Spitze, organisieren Demos und betreiben eine Facebookseite ('Never again') mit über 90.000 Followern. Sie fordern Veränderungen und ziehen Politiker zur Verantwortung - auf regionaler und staatlicher Ebene. Man fühlt sich an die MeToo-Bewegung erinnert, die in nur wenigen Tagen das Thema sexueller Missbrauch ganz weit oben auf die Tagesordnung gesetzt hat. ... Hoffen wir, dass Gonzalez und ihre Freunde aus der Tragödie einen Grund zur Hoffnung für die Zukunft machen.“
Jetzt den Anti-Trump-Nachwuchs stärken
Nun kommt es darauf an, die Jugendlichen in ihrem Kampf gegen die Waffenlobby zu stärken, findet Libération:
„Ach, welch herrliche Reaktion auf Donald Trumps Ausbrüche dieser Aufstand in Jeans und Turnschuhen doch ist! Wird es dem Highschool-Nachwuchs gelingen, der Debatte, an der sich Obama die Zähne ausbiss, eine neue Stoßrichtung zu geben? Am 24. März soll es in den Straßen Washingtons so weit sein. Einige Promis haben bereits ihren Obolus entrichtet, um der Bewegung unter die Arme zu greifen. Angesichts der Feuerkraft der NRA sind diese Gesten nicht genug. Den progressiven Amerikanern bietet sich aber eine gute Gelegenheit: Sie müssen dieser Jugend die Hand reichen, ihr helfen, sich zu organisieren, ohne sie zu sehr ins Schlepptau zu nehmen. Wer weiß, vielleicht sind unter den Parkland-Schülern ja die neuen Gesichter der Anti-Trump-Bewegung.“
Ein Umdenken ist möglich
Der Wandel hat bereits begonnen, meint Financial Times:
„Es stimmt, die USA haben eine Waffenkultur. Aber Kulturen können sich ändern. So waren die kulturellen Veränderungen der letzten 50 Jahre auf anderen Gebieten gewaltig, etwa im Verhältnis der verschiedenen ethnischen Gruppen in den USA. Und auch bei der Waffenkultur zeichnen sich erste Veränderungen ab: Die Zahl der US-Haushalte, die Waffen besitzen, ist in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen. Zwar waren die gesetzlichen Änderungen auf nationaler Ebene minimal. Dafür läuft es immer besser bei der Finanzierung und Organisation von Gruppen, die sich für die Reglementierung des Waffenbesitzes einsetzen, wie die Brady Campaign und Moms Demand Action. ... Hier könnte sich eine neue politische Dynamik abzeichnen.“
Republikaner stecken den Kopf in den Sand
Noch immer kommt man in den USA viel zu leicht an Schusswaffen, klagt The Irish Times:
„In Momenten wie diesen brauchen die Vereinigten Staaten Führungsstärke. Leider verfügt Präsident Donald Trump nicht über die emotionale Gabe, den Trauernden Trost zu spenden. Noch hat er den Mut, Schritte zu ergreifen, die andere davor behüten könnten, auf die gleiche sinnlose Weise ums Leben zu kommen. Die Republikaner im Kongress tun es ihm gleich, sprechen Gebete und bekunden ihr Beileid, machen alles zum Thema, nur nicht die offensichtliche Wurzel des Übels: Schusswaffen. ... Dort aber, wo der Zugang zu Waffen verboten oder erschwert wird, wie in Australien, geht die Zahl der Todesopfer klar zurück.“
Waffen sind eben kein Kulturgut
Wer solche Taten mit dem Verweis auf die Identität und Kultur des Landes rechtfertigt, macht sich mitschuldig, meint Zeit Online:
„Ja, das Recht der Bürgerinnen und Bürger, eine Waffe zu tragen, ist in der US-Verfassung garantiert. Doch diese Verfassung wurde 1787 geschrieben und verabschiedet, es war ein anderes Amerika. … Die USA verlieren nicht ihre Identität, wenn sie endlich erkennen, dass Waffen für jeden Bürger nicht Teil eines Kulturguts ist, das es unbedingt zu verteidigen gilt. Das Land, seine Geschichte und sein Selbstverständnis fußen auf mehr als einem Zusatz der Verfassung. Life, liberty and the pursuit of happiness ist noch so ein zentraler Bestandteil der US-amerikanischen DNA. Das Streben nach Glück. Mit der Waffe in der Hand ist das noch niemandem gelungen. Die USA müssen das endlich begreifen, sonst werden sie aus ihrem Albtraum nie erwachen.“
Angstmache hat System
Die Politik der Angst ist schuld am Waffenkult, führt der Religionshistoriker Massimo Faggioli in Huffington Post Italia aus:
„Im christlichen Amerika hat der Waffenkult zur Entchristlichung beigetragen und ein Gefühl der Unsicherheit verbreitet, in dem sich niemand mehr vor dem Anderen sicher fühlt. In dieser Unsicherheit ist die Waffe zu einem Idol geworden, dem sich alle Menschen in Führungspositionen (in Politik, Wirtschaft und Religion) beugen müssen. ... Die moralischen Instanzen, die politischen und religiösen Institutionen und auch die katholische Kirche 'made in USA' sind kompromittiert. Sie schweigen und nehmen den Blutzoll hin, den die Waffen täglich fordern.“
Unsere Politiker haben nichts kapiert
Und Denik schimpft über ein tschechisches Gesetz, das den allgemeinen Waffenbesitz erleichtert:
„Am Tag nach einem solchen Ereignis wird stets über die Änderung des US-Waffengesetzes diskutiert und nie ändert sich was. Am dritten Tag beginnt dann die Uhr zu ticken, die die nächste Tragödie anzählt. ... Gleichzeitig lassen sich bei uns führende Politiker mit Maschinenpistolen fotografieren und reden den Leuten ein, es sei gut, eine Waffe zu Hause zu haben, um ihr Heim schützen. Rufen wir uns ins Gedächtnis, dass es hier nur einen einzigen klaren Zusammenhang gibt, nämlich: Mehr Waffen verursachen mehr Tode. Weniger Waffen führen zu weniger Tragödien. Wer das Gegenteil behauptet, lügt. Entweder aus Unwissenheit oder absichtlich.“