Merkel regelt ihre Nachfolge - erfolgreich?
Annegret Kramp-Karrenbauer soll Generalsekretärin der CDU werden. Die bisherige saarländische Ministerpräsidentin gilt als enge Vertraute Merkels. Europas Medien analysieren die Strategie hinter dieser Personalentscheidung.
Pragmatisch, mittig, unprätentiös
Angela Merkel setzt mit Annegret Kramp-Karrenbauer auf Kontinuität, analysiert die Wiener Zeitung:
„[D]ie Entscheidung für Kramp-Karrenbauer [ist] ein interessantes Signal: In dem Moment, in dem Merkel von anschwellendem Murren gedrängt wird, Signale der personellen Erneuerung zu senden, überträgt sie das strategisch wichtige Amt des Parteimanagements an jene Politikerin, die ihr in Stil und Inhalt am nächsten steht: pragmatisch, mittig, unprätentiös. Man muss kein Prophet sein, um in Kramp-Karrenbauer Merkels eigene Wunschnachfolgerin zu sehen. Und ihr hat sie sogleich auch die Aufgabe einer umfassenden Erneuerung der CDU übertragen.“
Kanzlerin will ihr Vermächtnis retten
Mit der Ernennung von Kramp-Karrenbauer bringt Merkel nicht nur eine mögliche Nachfolgerin in Stellung, glaubt The Times:
„Merkel versucht, ihr Vermächtnis zu schützen, die Modernisierung von Deutschlands geschwächter rechter Mitte. Kramp-Karrenbauer führt die [saarländische] Koalition mit den Sozialdemokraten an und hat sich einen Namen als Expertin für Arbeits- und Wohlfahrtsrechte gemacht. ... Das wahrscheinlichste Szenario ist, dass das wiederbelebte Bündnis der Parteien der Mitte halten wird, während Merkel auf Druck der Konservativen vorzeitig und vor dem Wahlkampf 2021 zurücktritt. Dann könnte Kramp-Karrenbauer antreten.“
Ist Annegret Angela zu ähnlich?
Merkels Kalkül könnte jedoch nicht aufgehen, warnt Corriere della Sera:
„Die Strategie ist klar. Merkel will ihren langen Abschied gestalten und bietet Kramp-Karrenbauer eine nationale Tribüne, auf der sie zeigen kann, dass sie für die Nachfolge geeignet ist. Ein Szenario, das sich wiederholt. Denn als Generalsekretärin begann auch Angela Merkel 1998 unter dem Vorsitz von Wolfgang Schäuble ihren unaufhaltsamen Aufstieg. Zwei Jahre später übernahm sie die Führung der Partei, 2005 wurde sie Kanzlerin. ... Mit ihrem Stil, ihrem Charakter und ihren gemäßigten, streckenweise langweiligen Tönen ähneln sich Angela und Annegret derart, dass letztere den Spitznamen 'Mini-Merkel' trägt. ... Und genau dies könnte das Problem sein, in einer Partei, die eine charismatischere Führung anstrebt - nach dem langen und bequemen Schlaf des Merkelismus.“