China schlägt im Handelsstreit mit USA zurück
Die chinesische Regierung erhebt seit Montag Zölle auf 128 US-Produkte in Höhe von 15 bis 25 Prozent. Dies gilt als Reaktion auf die US-Strafzölle auf chinesische Stahl- und Aluminiumexporte. Chinas Gegenmaßnahmen verdeutlichen die von Trumps Handelspolitik ausgehende Gefahr für die Weltwirtschaft, meinen Kommentatoren und fordern Europa auf, Stellung zu beziehen.
Handelskriege kennen keine Sieger
Europa muss endlich damit beginnen, eine konstruktive Rolle zu spielen, fordert die Tageszeitung Die Welt:
„Bisher war das, was aus Brüssel und Berlin zu hören war, eher erbärmlich: Man hoffte auf Nebenabreden mit Washington und darauf, dass Trumps Säbelrasseln China gegenüber vielleicht tatsächlich sogar Gutes bewirken werde. Die EU könne im Übrigen doch auch die hohen Zölle auf Autoimporte senken: Dass dieser putzige Vorschlag zumindest in Deutschland allen Ernstes zum Patentrezept gegen den gefährlichsten Handelskonflikt seit mehr als 80 Jahren stilisiert wurde, zeigt die ganze Hilflosigkeit, mit der Europa in diesem Konflikt agiert. Eine einfache Lösung wird es nicht geben. Aber zu ihr wird in jedem Fall gehören, dass dem amerikanischen Präsidenten - auf welchem Wege auch immer - klargemacht wird, dass Handelskriege in aller Regel keine Sieger kennen.“
Nicht nur China ist im Visier
Trump hat es nicht nur auf China abgesehen, mahnt Corriere del Ticino:
„China ist der Hauptfeind aber nicht der einzige. Über allen Ländern schwebt ein Damoklesschwert. Vor allem über denen, die beim Handel mit den Vereinigten Staaten einen Überschuss verzeichnen. Allein bei den Waren belief sich der Handelsüberschuss der Schweiz im vergangenen Jahr auf 14 Milliarden Dollar. Somit ist unser Land, das bereits Zölle auf Stahl und Aluminium zahlen muss, dem Protektionismus von Trump genauso ausgeliefert. ... Die EU, die wirtschaftlich mindestens so bedeutend ist wie die USA, muss entscheiden, welchen Kurs sie Trump gegenüber einschlagen will. Will sie nur alles daransetzen, von Strafzöllen ausgenommen zu werden, oder will sie sich starkmachen für eine internationale Initiative, die eine Öffnung der Märkte anstrebt.“
Risiko einer Eskalation steigt
Der harte Kurs des US-Präsidenten birgt ein wachsendes Risiko für die Weltwirtschaft, konstatiert La Vanguardia:
„China hat die Hoffnung gehegt, dass die USA möglichst bald ihrem aggressiven Protektionismus abschwören, dass man sich wieder auf die Regeln der Welthandelsorganisation besinnen möge und dass die beiden Wirtschaftsgroßmächte ihre Spannungen mit Hilfe von Verhandlungen überwinden. So sollte es geschehen. Doch die USA, vor allem ihr Präsident, wollen ein neues Austauschsystem forcieren, das die Handelsbilanz mit China ausgleicht. Deshalb setzt Trump auf einen harten Kurs. Solange die Verhandlungen zwischen Peking und Washington keine Früchte tragen, steigt das Risiko einer Eskalation. Und damit auch die Bedrohung der Weltwirtschaft.“