Regierungsbildung in Italien will nicht gelingen
In Italien ist sechs Wochen nach der Wahl noch keine neue Regierung in Sicht. Auch die Gespräche unter Leitung von Senatspräsidentin Casellati drohen am heutigen Freitag ergebnislos zu enden. Der Knackpunkt: Movimento Cinque Stelle will mit der Lega nur koalieren, wenn diese ihren Bündnispartner Berlusconi und seine Forza Italia fallen lässt. Was wird aus den Hoffnungen der Wähler auf einen Neuanfang?
Frankenstein stirbt in der Wiege
Das Zwitterwesen aus M5S und Lega erblickt somit nicht einmal das Licht der Welt, höhnt La Repubblica:
„Die Farce ist zu Ende, geht in Frieden. Nach 45 Tagen - eine totalen Zeitverschwendung - endet das kannibalische Ritual der 'falschen Sieger', wie es begann. Die Frankenstein-Kreatur Grillo-Lega stirbt in der Wiege, von sich selbst gefressen. So hybrid, vielgestaltig und gar wandelbar der Leib der Fünf Sterne auch sein mag, eine Berlusconi-Transplantation verträgt er nun doch nicht. Er stößt Berlusconi ab, nachdem die Fünf Sterne [Lega-Chef] Salvini, aber vor allem auch Präsident Mattarella hatten glauben lassen, sie hätten ihn toleriert. ... Es war abzusehen, dass dieser Versuch scheitern würde, doch das macht das Schauspiel nicht weniger peinlich.“
Nicht der ersehnte Neubeginn
Die Hoffnungen der italienischen Wähler auf einen Neuanfang drohen enttäuscht zu werden, mahnt Essayist Fabrizio Tribuzio-Bugatti in Le Figaro:
„Während der Wunsch nach Norm und Sicherheit in Frankreich dazu führt, dass die Wähler sich - unwissentlich - der europäischen Erpressung nach dem Motto 'ich oder das Chaos' ausliefern, passiert in Italien das Gegenteil. Die Italiener wollten einen Bruch auf wirtschaftlicher, sozialer und politischer Ebene sowohl mit Blick auf die traditionellen politischen Kräfte als auch auf die Europäische Union. Die Regierungsverhandlungen lassen allerdings auf eine weitere politische Transformation schließen, bei der - wie man so gern sagt - sich alles ändern muss, damit alles bleibt wie zuvor.“