Bald Frieden zwischen Nord- und Südkorea?
Die Staatschefs Nord- und Südkoreas haben sich zu einer atomwaffenfreien koreanischen Halbinsel und einer stabilen Friedensregelung bekannt. Der nordkoreanische Machthaber Kim sagte außerdem die Schließung des Atomtestgeländes im Mai zu. Für einige Kommentatoren ist das Abkommen ein erfreulicher Auftakt zu weiteren Friedensgesprächen. Andere finden: Kim kann man nicht trauen.
Zeit für Optimismus
Der Händedruck von Kim Jong-un und Moon Jae-in ist ein gutes Zeichen, freut sich Magyar Hírlap:
„Dass das Treffen überhaupt stattfand, ist ein großer Schritt. Die nächste wichtige Station wird die Begegnung zwischen Kim und Trump sein, mit deren Ankündigung der US-Präsident in Washington viele überrascht hat. Hat er etwa doch ein Gefühl für Realpolitik? Auch China hat geholfen, denn Pekings Außenministerium hat die Nachricht des Treffens sofort begrüßt. Peking findet, dass jetzt mutige politische Entscheidungen genauso wichtig sind wie Selbstbeschränkung. ... Trump sprach am nächsten Tag mit Xi Jinping, dem chinesischen Staatspräsidenten, der Kim zwei Wochen später bei sich empfing. Danach zeigte sich der nordkoreanische Führer noch verhandlungsbereiter. Das stimmt zuversichtlich. Bleibt zu hoffen, dass der Prozess nicht wieder abreißt.“
Vorspiel für den Gipfel von Trump und Kim
Das Treffen auf der Demarkationslinie hatte in erster Linie Symbolcharakter, um Entspannung in der Koreakrise zu demonstrieren, schreibt Wedomosti:
„Die Gespräche der beiden koreanischen Staatschefs sind eine Zwischenetappe auf dem Weg zum anstehenden Gipfel Donald Trumps mit Kim Jong Un, auf dem die Schlüsselfragen einer Übereinkunft zwischen den USA und Nordkorea geklärt werden. Das historische Treffen der Präsidenten Nord- und Südkoreas sollte der Welt demonstrieren, dass es in den Beziehungen der beiden Staaten und der Lösung des Atomstreits einen Durchbruch gegeben hat. ... Der weitere Erfolg hängt von den Zugeständnissen ab, zu denen beide Seiten bereit sind. Die Unschärfe der Formulierungen lässt aber allen noch genug Spielraum, um die Ergebnisse als eigenen Sieg herauszustellen.“
Friedensprozess bitte nicht stören!
Der Friedensprozess zwischen Süd- und Nordkorea kann nur gelingen wenn sich Peking und Washington raushalten, findet Večernji list:
„Nur wenn die USA und auch China die beiden Staaten in Ruhe lassen und zulassen, dass sich der Prozess ohne ihre Einmischung entwickelt, können diese sich vereinigen. Dann würde das neue [vereinigte] Land zur Supermacht, eine Kombination des unglaublichen technischen Fortschrittes des Südens und der unendlichen natürlichen Ressourcen des Nordens. Und dann gibt es ja noch das gewaltige Tourismuspotenzial. Doch es ist unrealistisch zu erwarten, dass die USA und China dies einfach so zulassen werden. Ein Sturm auf Twitter von Trump und die etwas leiseren Tweets von Xi Jinping könnten über Nacht den empfindlichen Prozess stören.“
Pyromane Kim gibt sich als Feuerwehrmann aus
Man sollte sich von den erfreulichen Bildern des Gipfels nicht blenden lassen, rät hingegen ABC:
„Selbst in diesem fast euphorischen Moment darf man die nackte Wahrheit nicht vergessen: Kim Jong-un ist ein blutiger Diktator, der seine Bürger auf inakzeptable Weise demütigt und der jetzt nicht dafür belohnt werden darf, dass er dabei hilft, eine von ihm selbst verantwortete Krise zu lösen. Der Kim Jong-un, der jetzt mit vielen theatralischen Gesten an der Grenze zwischen den beiden Koreas auftrat und die Aufgabe seiner Atomwaffen versprach - falls er sie denn hat -, ist nicht mehr als ein Pyromane, der in das Gewand eines wohltätigen Feuerwehrmanns schlüpft - höchstwahrscheinlich, weil sein Regime kurz vor dem Kollaps steht.“
Pjöngjang spielt falsch
Auch die Tageszeitung Kaleva hat Zweifel an der Aufrichtigkeit der nordkoreanischen Führung:
„Die von Nord- und Südkorea erzielte Einmütigkeit ist zu begrüßen. Bis zum Ziel ist es aber noch ein langer Weg und es können sich während des Friedensprozesses Hürden auftun. ... Bislang hat Nordkorea seine Atomwaffen als Existenzgarantie betrachtet. Ein über Atomwaffen verfügendes Nordkorea ist ein Machtfaktor, dessen Bedeutung nicht ignoriert werden kann. Daher darf man annehmen, dass viel passieren muss, ehe Nordkorea auf seine zentrale Sicherheitsgarantie verzichtet. Laut chinesischen Quellen ist Nordkoreas Atomtestgelände beschädigt, so dass Kim unbesorgt die Friedensflagge schwenken und die Aufgabe der Atomwaffen versprechen kann.“
Scheitern hätte dramatische Folgen
Nordkoreas Machthaber Kim inszeniert eine Friedensshow, um die Sanktionen gegen sein Land loszuwerden, argwöhnt Die Presse - und warnt vor den Folgen, sollten die Verhandlungen scheitern:
„Das nordkoreanische Verhandlungskalkül liegt auf der Hand. Kim wird höchstens ein Einfrieren seines Atom- und Raketenprogramms anbieten, für konkrete nukleare Abrüstungsschritte aber unerfüllbare Bedingungen stellen. Es wird sich weisen, ob Trump auf das nordkoreanische Offert eingeht. Sollten die Verhandlungen jedoch platzen, droht die Situation danach zu eskalieren. Die Welt erlebte schon einmal einen solchen Backlash: nach dem Scheitern der schlecht vorbereiteten Nahost-Friedensverhandlungen 2000 in Camp David. Im Fall Nordkoreas könnten die Folgen verheerend sein.“